— 139 —
Zeit des „Faustrechts". Statt Schutz zu gewähren, wurden die Raubritter
die ärgsten Feinde, des Bürger- und des Bauernstandes.
In der Zeit der Bedrängnis durch die Ritterschaft hatten die deutschen
Städte die Wehrhaftigkeit ihrer Bürger ausgebildet. Alle Bürger waren zur
Verteidigung der Stadt verpflichtet. Um aber in den vielen Fehden und
Kriegen Hilfe zu haben, warb man noch Fußknechte gegen Sold an. Nach be¬
endigtem Kriege zogen die Söldnerscharen, die wenig geneigt waren, sich
einer friedlichen Beschäftigung zu widmen, von dannen, um einem andern
Kriegsherrn ihre Dienste anzubieten. Eine völlige Umwälzung des Heer¬
wesens brachte die Erfindung des Schießpulvers. Den aus den Büchsen
und großen Geschützen geschleuderten Geschossen konnte selbst die trefflichste
Rüstung keinen Widerstand leisten. Das Ritterheer verlor seine Bedeutung.
Die Zahl der mit Schießwassen versehenen Söldner wuchs dagegen. Dem
Adel wurde also die alleinige Wehr des Reiches wieder entrissen und den
Bürgern und Bauern mit anvertraut. Kaiser Maximilian war es, der zuerst
größere Scharen von Söldnern unter seine Fahnen sammelte. Bald wurde
die Bezeichnung „Landsknechte" für diese Soldaten allgemein, weil sie aus des
Kaisers „Landen" waren. Sie bildeten bis zur Beendigung des Dreißigjährigen
Krieges die Grundlage des Heerwesens.
Brandenburg! sch-preutzi lche Gefd)i chte.
fl. Das Emporkommen Brandenburgs bis 1640.
I. Tie Borgeschichte der Mark Brandenburg.
1. Im JDendendorf.
Es war schon spät am Nachmittag, als die Reiter baumloses Land vor
sich sahen. Die Stämme waren erst vor kurzem gefällt und an dem Rande
des Waldes als Verhau geschichtet. Als die Reisenden einer nach dem andern
durch eine schmale Lücke desselben gesprungen waren, erkannten sie vor sich
mehrere Reiter, welche zunächst das Lärmzeichen anbrannten, daß eine hohe
Rauchwolke emporstieg. Dann kamen sie von einer niedrigen Anhöhe schreiend
und die Massen schwenkend auf die Ankommenden zu. Es waren Männer in
langem Graurocke von Hanf gewebt und mit Pelz besetzt, auf dem Kopfe
trugen sie eine dicke Pelzkappe, Keule und Hornbogen waren ihre Waffen.
Sie waren klein von Person, das Haupt war mit braunem, schlichtem Haar
bedeckt. Wild und trotzig drohten sie unseren Reisenden.
„Aus Thüringen sind wir, in Frieden kommen wir zu euch, führt uns
zur Halle eures Häuptlings Ratiz", sprach Ingram, der Führer der Reisenden.
Unsere Freunde aus Thüringen harrten wohl eine Stunde. Da kam es