Full text: Vaterländische Geschichte

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geben wurde. Die Mönche gaben sich mit gleichem Eifer der Bewirtschaftung 
der umfangreichen Ländereien, die Eigentum des Klosters waren, hin. Von 
ihnen lernte der wendische Bauer, wie man Sümpfe trocken legte, Wälder 
lichtete und öden Boden in fruchtbaren Acker verwandelte. Sie zeigten ihm 
den Anbau der Feldfrüchte, der Obstbäume, der Gartenblumen und des Wein¬ 
stocks. Doch klaren Blickes sah Albrecht ein, daß die Einwanderung massen¬ 
hafter geschehen müsse. Land genug stand ihm ja zur Verfügung, da viele 
Wenden es vorgezogen hatten, lieber von Haus und Hof zu weichen, als sich 
der neuen Herrschaft zu fügen. 
Er schickte deshalb Boten nach Westfalen und den Rheingegenden, ferner 
zu denen, die am Meere wohnten und von der Gewalt desselben zu leiden 
hatten, nämlich zu den Holländern, Seeländern und Flamländern, und zog von 
dort gar viele Ansiedler herbei, die er in den Städten und Flecken der Slawen 
wohnen ließ. 
Durch die herbeigekommenen Fremdlinge wurden auch die Bistümer 
Havelberg und Brandenburg sehr gehoben, weil die Kirchen sich mehrten und 
die Zehnten zu einem großen Betrag heranwuchsen. Auch die Elb- und Havel- 
user begann man jetzt mehr zu bewohnen, da die Holländer es verstanden, 
Dämme zu bauen. 
So kehrten unter Albrechts weiser Verwaltung der Friede und die 
Ordnung in die Mark zurück, und was die mächtigen Herzöge von Sachsen 
und so viele Markgrafen vor ihm vergebens versucht hatten, ihm war es ge¬ 
lungen. Als er 1170 ftarb, hatten das Christentum und das Deutschtum in 
dem Wendenlande an der Havel und Spree feste Wurzeln gefaßt. Auf den 
Wegen, die er einschlug, sind dann alle Markgrafen aus dem Hause Ballen¬ 
stedt gegangen. Nach Heinrich von Brandenburg, Helmold und Verschiedenen. 
2. Der Deutsche Ritterorden. 
Die Marienburg und der Deutsche Orden zur Zeit seiner 
höchsten Blüte. 
1. Unter den Ordensburgen im Preußenlande war keine stattlicher und 
schöner als die, die der Landmeister Konrad von Thierberg im Jahre 1274 
auf einem Hügel am rechten Ufer der Nogat erbaut und zu Ehren der Mutter 
Maria Marienburg genannt hatte. Von ihren hohen Zinnen aus übersah 
das Auge weithin die fruchtbare Niederung mit ihren Dörfern. Zur Kriegs¬ 
zeit konnte der aufmerksame Wächter den Feind schon aus meilenweiter Ferne 
erspähen. 
Als die Macht des Ordens sich immer weiter verbreitete, im Osten sich 
bis an die Sümpfe und Wälder Litauens, im Westen über Teile von Pom¬ 
merellen erstreckte, empfanden die Hochmeister die Notwendigkeit, selbst dem 
Kerne der i^rdensmacht näher zu wohnen. Der Hochmeister Siegsried von 
Feuchtwangen verlegte deshalb im Jahre 1309 den Hauptsitz des Ordens von 
Venedig nach Preußen, und zwar nach der Marienburg. Nun ward das 
Ordenshaus noch prächtiger ausgebaut. Ernst und würdig in allen seinen
	        
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