— 143 —
geben wurde. Die Mönche gaben sich mit gleichem Eifer der Bewirtschaftung
der umfangreichen Ländereien, die Eigentum des Klosters waren, hin. Von
ihnen lernte der wendische Bauer, wie man Sümpfe trocken legte, Wälder
lichtete und öden Boden in fruchtbaren Acker verwandelte. Sie zeigten ihm
den Anbau der Feldfrüchte, der Obstbäume, der Gartenblumen und des Wein¬
stocks. Doch klaren Blickes sah Albrecht ein, daß die Einwanderung massen¬
hafter geschehen müsse. Land genug stand ihm ja zur Verfügung, da viele
Wenden es vorgezogen hatten, lieber von Haus und Hof zu weichen, als sich
der neuen Herrschaft zu fügen.
Er schickte deshalb Boten nach Westfalen und den Rheingegenden, ferner
zu denen, die am Meere wohnten und von der Gewalt desselben zu leiden
hatten, nämlich zu den Holländern, Seeländern und Flamländern, und zog von
dort gar viele Ansiedler herbei, die er in den Städten und Flecken der Slawen
wohnen ließ.
Durch die herbeigekommenen Fremdlinge wurden auch die Bistümer
Havelberg und Brandenburg sehr gehoben, weil die Kirchen sich mehrten und
die Zehnten zu einem großen Betrag heranwuchsen. Auch die Elb- und Havel-
user begann man jetzt mehr zu bewohnen, da die Holländer es verstanden,
Dämme zu bauen.
So kehrten unter Albrechts weiser Verwaltung der Friede und die
Ordnung in die Mark zurück, und was die mächtigen Herzöge von Sachsen
und so viele Markgrafen vor ihm vergebens versucht hatten, ihm war es ge¬
lungen. Als er 1170 ftarb, hatten das Christentum und das Deutschtum in
dem Wendenlande an der Havel und Spree feste Wurzeln gefaßt. Auf den
Wegen, die er einschlug, sind dann alle Markgrafen aus dem Hause Ballen¬
stedt gegangen. Nach Heinrich von Brandenburg, Helmold und Verschiedenen.
2. Der Deutsche Ritterorden.
Die Marienburg und der Deutsche Orden zur Zeit seiner
höchsten Blüte.
1. Unter den Ordensburgen im Preußenlande war keine stattlicher und
schöner als die, die der Landmeister Konrad von Thierberg im Jahre 1274
auf einem Hügel am rechten Ufer der Nogat erbaut und zu Ehren der Mutter
Maria Marienburg genannt hatte. Von ihren hohen Zinnen aus übersah
das Auge weithin die fruchtbare Niederung mit ihren Dörfern. Zur Kriegs¬
zeit konnte der aufmerksame Wächter den Feind schon aus meilenweiter Ferne
erspähen.
Als die Macht des Ordens sich immer weiter verbreitete, im Osten sich
bis an die Sümpfe und Wälder Litauens, im Westen über Teile von Pom¬
merellen erstreckte, empfanden die Hochmeister die Notwendigkeit, selbst dem
Kerne der i^rdensmacht näher zu wohnen. Der Hochmeister Siegsried von
Feuchtwangen verlegte deshalb im Jahre 1309 den Hauptsitz des Ordens von
Venedig nach Preußen, und zwar nach der Marienburg. Nun ward das
Ordenshaus noch prächtiger ausgebaut. Ernst und würdig in allen seinen