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so daß gleichzeitig drei große französische Festungen (Paris, Metz und
Straßburg) belagert wurden. Straßburg ergab sich am 27. September,
nachdem die Bewohner durch Hunger und Beschießung furchtbare Drang¬
sale erlitten hatten. Metz fiel am 27. November, bezwungen von Krank¬
heit und Hunger. (Ein Brief des Großherzogs. Lesebuch Seite 49).
Die neuen französichen Heere wurden von den Deutschen besiegt, so bei
Orleans und bei le Matts, wo sich auch die Oldenburger auszeichneten
uni) an dem Straßenkampfe teilnahmen. Die Besatzung von Paris
machte wiederholt Ausfälle, wurde aber stets zurückgeschlagen. Die
Not in der Stadt stieg, als die Beschießung begann. Die kteinen Forts
um die Stadt herum wurden genommen, und am 28. Januar mußte
sich Paris, ergeben. Nach einem längeren Waffenstillstand wurde tu
Frankfurt a. M. der Friede geschlossen. (10. Mai 1871). Frankreich
trat Elsaß und Lothringen an Deutschland ab und zahlte 5 Miliarden
Franks Kriegskosten.
8. Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches. In dem gemein¬
samen Kampfe gegen Frankreich war aller Zwist vergessen. Die Deut¬
schen hatten ihre Zusammengehörigkeit erkannt, und die deutschen Fürsten
und freien Städte ließen durch den König Ludwig von Bayern dem
greisen Könige von Preußen die deutsche Kaiserkrone anbieten. Dieser
nahm an und wurde am 18. Januar 1871 in dein prächtigen Saale
der alten französischen Könige zum Deutschen Kaiser ausgerufen. Auch
der Großherzog von Oldenburg war anwesend und schrieb an seine Ge¬
mahlin, er habe nie etwas so Ergreifendes erlebt, wie diese Feier.
(Der Kaisertag in Versailles von König. Lesebuch Seite 508. Erfüllung von Iahn.
Lesebuch Seite 509).
9. Das Gedächtnis des Krieges. Zum Andenken an das große
Jahr 1870 71 wurde am Niederrhein das prachtvolle Germnniadenkmal
errichtet. Jede kleine Gemeinde aber erachtete es als ihre Ehrenpflicht,
ein Kriegerdenkmal zu errichten und darauf die Ncttnert ihrer Gefallenen
Zu verzeichnen. An vielen Orten wurden auch Friedenseichen gepflanzt.
Die wackeren Krieger aber bildeten allerorten Kriegervereine, in die
später alle ehemaligen Soldaten aufgenommen wurden. Die vereinigten
deutschen Kriegerverbände haben Kaiser Wilhelm I. auf dem Kt) ff häuf er
ein herrliches Denkmal errichtet. Bei den Büschen von Tronville hat
der Großherzo^ Peter den gefallenen Oldenburgern ein Denkmal setzen
lassen.
77. Kaiser Wilhelm I. als Kaiser (1871 — 1888).
1. Erfüllte Hoffnungen. Die Hoffnungen, die alle guten Deutschen
auf ihren Kaiser gesetzt hatten, gingen in Erfüllung; deshalb war er auch
beliebt in allen Teilen des Reiches und überall, wo Deutsche wohnten.
Wo er sich zeigte, da umbrauste ihn der Jubel des Volkes. *
2. Sicherung des Friedens. Er war stets auf die Hebung der
deutschen Wehrkraft bedacht. Er vergrößerte die beiden deutschen Reichs¬
kriegshäfen Wilhelmshaven und Kiel und begann den Bau des Kaiser-