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suchte in jeder Hinsicht seinem Vater Freude zu bereiten. Friedrich
Wilhelm erkannte nun auch die große Tüchtigkeit seines Sohnes und
sagte: „Ich kann zufrieden sterben, da ich einen so würdigen Sohn zum
Nachfolger habe." Im Jahre 1740 starb er, und sein Sohn bestieg als
Friedrich II. den Thron. . _ ,
2. Der 1. Schlesische Krieg. 1740—1742. In demselben Jahre
starb auch der deutsche Karl VI., und feine Tochter Maria Theresia
sollte Erbin aller seiner Länder sein. Dagegen ttmrde viel Widerspruch
erhoben; unter andern machte Friedrich II. alte Ansprüche feines Hauses
auf Schlesien geltend. Maria Theresia wies ihn kurz ab. Da kam es
zum Kriege. , ^ , . .
Ehe die Oestreichs es sich versahen, stand Friedrich mit einem
Aeere in Schlesien. Er fchlug die Oestreicher, und Maria Theresia fah
sich genötigt, Frieden zu schließen. Friedrich erhielt Schlesien.
3. Der 2. Schlesische Krieg. 1744—1745. Nach 2 Jahren ent¬
brannte der Krieg aufs neue. Die Oestreicher aber wurden ^abermals
geschlagen, und Maria Theresia mußte Friedrich deu Besitz Schlesiens
bestätigen.
4. Der 7jährige Krieg. 1756—1763. Maria Theresia konnte
ihren Verlust nicht verschmerzen. Heimlich verband sie sich mit Sachsen,
Frankreich, Schweden und Nußland gegen Preußen. Friedrich aber erhielt
Kunde davon und verbündete sich mit England, Hannover, Braunschweig,
Hessen und Gotha. Unerwartet stand er in Sachsen, schloß die sächsische
Armee bei Pirna ein und zwang sie bald durch Hunger zur Uebergabe.
Im folgenden Jahre (1757) schlug er die Oestreicher bei Prag, wo der
tapfere Schwerin siel, wurde aber bald darauf vou diesen bei Kollin ge¬
schlagen. In demselben Jahre schlug er die Franzosen bei Roßbach und
die Oestreicher bei Leuthen. 1758 schlug Friedrich die Russen bei Zorn¬
dorf; im folgenden Jahre aber wurde er von ihnen bei Kunersdorf besiegt.
Das Jahr 1760 brachte ihm wieder zwei große Siege über die Oestreicher,
bei Liegnitz und bei Torgau. (Lesebuch, Seite 396: Die Schlacht bei Roßbach
von Archenholz. Seite 470: Der Choral von Leuthen von Besser.)
So wechselte das Kriegsglück. Friedrichs Heer schmolz mehr und
mehr zusammen, und die Geldkassen waren erschöpft. Zwar widerstand
er noch immer mit Kraft den andringenden Feinden, aber im Herzen
war er bereits hoffnungslos und schwermütig. Zu seinem Glück starb
seine ärgste Feindin, die Kaiserin Elisabeth von Rußland. Ihr Nachfolger
war ein großer Bewunderer Friedrichs und schloß mit ihm Frieden. Da
aber Oestreich infolge des langen Krieges ebenfalls sehr geschwächt war, so
mußte auch Maria Theresia die Waffen niederlegen.
Auf dem Jagdschlösse Hubertsburg in Sachsen wurde 1763 zwischen
Preußen, Oestreich und Sachsen Frieden geschlossen. Schlesien kam an
Preußen.
Gauz Europa bewunderte die preußischen Kriestaten, und Friedrich
erhielt allgemein den Ehrennamen „der Große." Er selber aber blieb
bescheiden und vergaß nicht, in dankbarer Verehrung seiner tapferen Heer-