fullscreen: Römische Kaisergeschichte, Das Mittelalter, Die neuere Zeit bis 1648 (Bd. 2)

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Herzogs von Lothringen, gewonnen, welcher selbst fiel. Die Ungarn 
mußten von jetzt ab ihre Raubzüge einstellen und sich zu einem seß- 
haften Leben bequemen. Um späteren Einfällen vorzubeugen, wurde 
die bayrische Ostmark (Herzogtum Österreich) zwischen Enns und Leitha 
wiederhergestellt. 
4. Zweiter Zug nach Italien (Römerzug, 961—964). Hier 
strebte Berengar mit allen Mitteln dahin, die frühere Selbständigkeit 
wieder zu erringen. Schon hatte Otto seinen Sohn Ludolf gegen ihn 
gesandt, aber diesen rief bald der Tod von seiner Siegesbahn ab. Erst 
als Berengar auch den Papst bedrängte, entschloß sich Otto zu einem 
Zuge über die Alpen. Berengar, von seinen Anhängern verlassen, wagte 
keine Entscheidungsschlacht und suchte nur einzelne Festungen zu be- 
haupten. Zur Belagerung derselben ließ der König einen Teil seines 
Heeres zurück und zog mit der Hauptmacht gegen Rom. 
In Rom hatte sich seit dem Aussterben der Karolinger eine eigen- 
ähnliche Oligarchie gebildet. Die wenigen Familien, die fast im erblichen 
Besitz der höchsten Stellen waren, suchten besonders auf die Besetzung des 
päpstlichen Stuhles einen entscheidenden Einfluß zu gewinnen. An der 
Spitze jener patrizischen Familien standen damals sittenlose Weiber. 
Mehrmals mißbrauchten diese ihren Einfluß, um Glieder ihrer Familien 
auf den päpstlichen Stuhl zu erheben, die dann die geistliche und weltliche 
Macht in ihrer Person vereinigten. So wurde ein achtzehnjähriger 
Jüngling, trotz seines sträflichen Lebenswandels und seiner Jugend, gegen 
allen kirchlichen Brauch zum Papst gewählt; er ist der erste Papst, der den 
Namen eines seiner Vorgänger annahm (Johann XII). 
Nach einem feierlichen Einzüge in Rom empfing Otto nebst seiner 
Gemahlin vom Papste die Kaiserkrone (962). 
Dadurch trat er zum Papste in dasselbe Verhältnis, wie früher Karl 
der Große als Schirmherr der Kirche. Die Wiedererwerbung der Kaiser- 
würde durch Otto hatte für Deutschland manche ersprießliche Folgen. Das 
Nationalbewußtsein der Deutschen wurde durch den Gedanken gehoben, das 
erste Volk der Christenheit zu sein. Durch die enge Berührung mit Italien 
fanden Wissenschaften und Künste vielfache Anregung, und die Freiheiten 
der italienischen Städte gaben den ersten Anstoß zur Entwicklung der 
städtischen Verfassungen in Deutschland. Anderseits ist freilich nicht zu 
verkennen, daß die Erlangung der Kaiserkrone und das Streben der Kaiser, 
Italien dauernd mit Deutschland zu verbinden, die Aufmerksamkeit derselben 
zu sehr vom Stammlande abgewandt, die besten Kräfte im Kampfe mit 
der Tücke und dem Wankelmute der Italiener vergeudet, die Stärkung 
der Königsmacht in Deutschland verhindert und durch den unglücklichen 
Ausgang des späteren Kampfes zwischen dem Papsttum und dem Kaiser- 
tum eine völlige Schwächung der kaiserlichen Macht und schließlich eine
	        
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