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oberung noch durch Palisaden, Drahtzäune und tiefe Grüben erschwert wurde.
Wochenlang wurden die Schanzen beschossen, und iu Laufgräben suchten die
Deutscheu ihnen näher zu kommen. Die Erstürmung der Düppeler Schanzen
war auf den 18. April angesetzt. Die Mannschaften, die ausgelost waren, hatten
sich dazu durch deu Genuß des heiligen Abendmahls in ernster Weise vorbereitet.
Am frühen Morgen rückten sie in die dritte Parallele. Um 4 Uhr früh begann
ein neues Bombardement aus alleu preußischen Batterien; um 10 Uhr sollte der
Sturm beginnen. Zehn Minuten vorher trat ein Feldgeistlicher an die Sturm¬
kolonnen und hielt eine einfache, aber ergreifende Ansprache, der alle mit entblößtem
Hanpte nnd Tränen in den Augen zuhörten. Daraus beteten die Truppen ein
stilles Gebet, und bann segnete sie der Prediger und rief: „Gehet mit Gott!"
Iu bemselbeu Augenblick schwieg bas Feuer der Geschütze. Es war 10 Uhr.
Eine lautlose, kurze Pause folgte. Daun schlugen bie Tambours ben Sturmmarsch.
Drei Musikkorps spielten: „Ich bin ein Preuße," und mit tausendstimmigem
Hurra ging es auf bie Schanzen los. Ohne einen Schuß zu tun, eilten bie
Angreifer vorwärts. Die Kartätschen fielen wie bichter Hagel ein. Aber mit
der klingenden Musik hinten, die Pioniere voran, stürmten die Truppen aus bie
Schanzen los. Über bie bavor liegende boppelte Eggenreihe warfen sie Sand¬
säcke, bie Drahtgitter würben zerhauen und zerschnitten und im Zickzacklaufe die
Schanze erstiegen.
Palisaden starren die Stürmenden an,
sie stutzen — wer ist der rechte Mann?
Da springt vom achten einer vor:
„Ich heiße Klinse, ich öffne das Tor 1"
Und er reißt von der Schütter den pulversack.
Schwamm drauf, als wär's eine Pfeife Tabak.
(Ein Blitz, ein Arach — der weg ist frei —
Gott feiner Seele gnädig feil
Gottlob, solchen Klinken für und für
öffnet Gott selber die ßimmelstür. (I., S. 97.)
Bald sind die Stürmer oben; mit Kolben und Bajonett wird der Widerstand
der Dänen gebrochen, und um Mittag sind sämtliche 10 Schanzen im Besitze der
Deutschen., (Gedicht: Der Tag von Düppel.)
4. Übergang nach Alsen. Mit dem Reste ihres Heeres zogen sich die Dänen
auf die Insel Alfen zurück. Diese ist durch einen nur schmalen Meeresarm
vom Festlande getrennt. In der Nacht vom 28. auf den 29. Juni fetzten die
Preußen unter Herwarth von Bittenfeld nach Alfen hinüber. Schon unt
Mitternacht waren bie Regimenter am Stranbe versammelt, wo 160 Kühne zur
Überfahrt bereit lagen. Das Meer war hier so flach, baß bie Solbaten bis an
beit Leib ins Wasser gehen mußten, um in bie Kähne zu gelangen. Die Patronen
waren im Brotbeutel um ben Hals gebunben. Balb nach 2 Uhr schwammen
bie Kähne geräuschlos bahin. Ein dichter Nebel verbarg sie den Blicken des
Feindes,, und ein günstiger Oftwind ließ anfangs feinen Laut bis zur feindlichen
Küste hinüberbringen. Kaum aber bis zur Mitte gelangt, werben sie von ben Dänen
bemerkt, uub ein furchtbares Kanonenfeuer wirb auf sie gerichtet. Die meisten
Kugeln fliegen glücklicherweise über sie hinweg. Mit Hurra stürmen bie Krieger bas
steile Ufer hinan; was sich wehrt, wirb niebergemacht. In wenigen Stnnben ist bie
Insel erobert. 3000 Dänen sind gefangen; die anderen eilen auf ihren Schiffen davon.
5. Friede. Wenige Tage daraus pflanzten die Verbündeten ihre Fahne an
der Nordfpitze Jütlands auf. Schon bereitete mein sich vor, nach der Insel