26 § 7. Die Befreiungskriege. 
ward Paris zur Übergabe genötigt. Am 31. März zogen König 
Friedrich Wilhelm III. und Kaiser Alexander in Paris ein. — Napoleon 
ward abgesetzt und ging nach Elba. Den Thron Frankreichs bestieg ein 
Bruder Ludwigs XVI. als Ludwig XVIII. Im ersten Pariser Frieden 
erhielt Frankreich die Grenzen von 1792. Elsaß und Lothringen blieben aber 
zum Schmerze aller Vaterlandsfreunde immer noch bei Frankreich. 
8. Das Jahr 1815. Die Fürsten Europas versammelten sich im Herbste 
1814 in Wien, um die Napoleon abgenommenen Länder zu verteilen. Da 
brach bald Uneinigkeit aus, namentlich wollte man Preußens Ansprüche, das 
doch das meiste zur Niederwerfung Napoleons gethan hatte, nicht anerkennen. 
Schon drohte Krieg zwischen den bisher Verbündeten auszubrechen. Napoleon 
hörte dies mit großer Freude. Auch wußte er, daß man in Frankreich mit 
der neuen Regierung wenig zufrieden war, und darum landete er am 1. März 
1815 an der Küste Frankreichs. Das französische Heer ging zu ihm über, und 
das Volk begrüßte ihn jubelnd aufs neue als Kaiser. Die Nachricht von 
diesem kühnen Schritte stellte schnell die Einigkeit unter den in Wien anwesenden 
Monarchen her. Sie erklärten Napoleon in die Acht und begannen ihre Rü¬ 
stungen gegen denselben. Schon im Juni stand eine preußische Armee unter 
Blüchers und eine englische unter Wellingtons Führung in Belgien. Am 
16. Juni griff Napoleon das von Blücher besetzte Dors Ligny an und besiegte 
die Preußen nach heldenhafter Gegenwehr. Blücher selbst geriet durch den 
Sturz seines Pferdes in große Gefahr. Die Preußen hatten zwar die Schlacht, 
nicht aber den Mut verloren. Napoleon glaubte, das preußische Heer vernichtet 
zu haben; aber Blücher versprach Wellington, daß er ihm am 18. mit seinem 
Heere zu Hilfe kommen wolle. — An diesem Tage stand Napoleon den Eng¬ 
ländern gegenüber bei Waterloo und Belle-Alliance (Belalljangs). Bis 
zum Abende hatten diese den furchtbaren Angriffen des Feindes standgehalten; 
ihre Reihen waren schon stark gelichtet; Napoleon führte immer neue Truppen 
zum Sturm vor, und noch waren die Preußen nicht da. Da rief Wellington: 
„Ich wünschte, es wäre Nacht, oder die Preußen kämen!" — Da endlich 
erschien Blücher mit seinen braven Truppen und griff die Flanke des französischen 
Heeres an. Die Ankunft der Preußen war durch anhaltenden Regen und 
schlechte Wege verzögert worden. Oft stockte der Zug, und das Fortkommen 
schien unmöglich. Da drängte und bat Blücher seine ermatteten Soldaten, doch 
ja auszuhalten, denn er wußte, wie hart Wellington bedrängt wurde. Er 
rief in seiner Seelenangst: „Kinder, wir müssen vorwärts! Ich habe es ja 
meinem Bruder Wellington versprochen. Wollt ihr denn, daß ich wortbrüchig 
werde?" Und nach unsäglichen Anstrengungen langten die Preußen aus dem 
Schlachtfelde an. Noch einen Vorstoß wagte Napoleon gegen die Engländer, 
aber derselbe wurde abgeschlagen, und nun gingen Engländer und Preußen 
zum Angriff über. Da sahen die Franzosen, daß alles verloren sei. Mit dem 
Ruf: „Rette sich, wer kann!" ergriffen sie die Flucht. — Den Preußen ver¬ 
blieb nun die saure und doch lustige Arbeit der Verfolgung, die denn auch, nach 
Gneisenaus Befehle, bis zum „letzten Hauch von Roß und Mann" ausgeführt 
wurde. Napoleon wäre fast selbst in Gefangenschaft geraten. — Nach wenig 
Tagen zog Blücher an der Spitze seiner Armee in Paris ein, und es kam zum 
zweiten Pariser Frieden, in dem Frankreich siebenhundert Millionen Frank 
Kriegskosten bezahlen, die von Napoleon allerorten geraubten Kunstschätze her¬ 
ausgeben und einige Gebiete am Rhein abtreten mußte. Napoleon ward 
von den Engländern gefangen genommen und nach der einsamen Felseninsel 
St. Helena gebracht, wo er 1821 starb.
	        
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