§ 31. Karl der Große (768—814).
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antwortete, wie Pipin erwartet hatte: „Der soll die Krone tragen, der regiert."
Da ließ Pipin dem Könige die langen Locken, das Zeichen seiner Würde, ab¬
scheren und ihn in ein Kloster stecken. Er selbst aber setzte sich die Krone
auf und wurde von den Franken als König anerkannt. Aus Dankbarkeit ver¬
lieh Pipin dem Papste ein Stück Land mit Rom und Ravenna. Das ist der
Anfang des Kirchenstaates. Pipin starb 768, ihm folgte sein Sohn
2. Karl der Große. Er maß sieben seiner eigenen Fußlängen und besaß
ungeheure Kraft, so daß er ein Hufeisen ohne große Anstrengung zerbrach.
Seine großen Augen blickten wohlwollend, konnten aber im Zorn förmlich
Blitze schleudern. Seine Haltung war würdevoll, seine Sprache klar und voll¬
tönend. Ausländische, prunkvolle Kleidung war ihm verhaßt; am liebsten
trug er Kleider aus Stoffen, die seine Gemahlin und seine Töchter gesponnen
hatten. Wenn seine Höflinge in seidenen Gewändern bei ihm erschienen, so
verspottete er sie und zeigte ihnen wohl auch durch eine wilde Jagd im
dichtesten Waldgestrüpp, daß seine einfache Kleidung die brauchbarere sei. —
Aber bei feierlichen Gelegenheiten erschien er in voller Majestät mit einer
goldenen, von Diamanten strahlenden Krone auf dem Haupte und einem
Talare, der mit goldenen Bienen übersät war. — Seine große Körperkraft
erhielt er sich bis in sein Alter durch große Mäßigkeit im Essen und Trinken
und durch körperliche Übungen, wie Reiten, Fechten, Baden und Schwimmen.
Seine Frömmigkeit trieb ihn täglich mehrmals in die Kirche. Kein Armer
flehte ihn vergebens um ein Almosen an, und Gerechtigkeit gewährte er
jedermann.
3. Sachsenkriege. An den Westgrenzen des Frankenreiches bis an die
Elbe wohnten die noch heidnischen Sachsen, die oft raubend in Karls Reich
einbrachen. Im Jahre 772 zog Karl gegen sie, eroberte die Feste Eresbnrg
und zerstörte die den Sachsen heilige Jrmensänle. Die Sachsen unterwarfen
sich zwar, nahmen auch das Christentum an, aber empörten sich noch oft unter
ihrem Herzoge Wittekind und verjagten die kaiserlichen Beamten und christ¬
lichen Priester. Sehr erzürnt wurde Karl, als sie ihm ein ganzes Heer in
den Wesergebirgen vernichteten. Er ließ 4500 Edle zu Verden a. d. Aller
hinrichten; aber nun erhoben sich die Sachsen nochmals, doch wurden sie an
der Hase völlig geschlagen. Da hier die Blüte des Sachsenvolkes gefallen war,
so unterwarf sich Wittekind endlich und ließ sich taufen. (Platen: Wittekind.)
So fand auch hier das Christentum Eingang. Die Sachsen wurden milde be¬
handelt, behielten viele Freiheiten, mußten aber den Zehnten zahlen.
4. Karl erweiterte fein Reich durch viele andere Kriege. Er wurde
vom Papste zu Hilfe gerufen, der von dem Langobardenkönige angegriffen
worden war. Karl zog um so lieber in diesen Krieg, da der Ruhestörer auch
ihm feindlich gesinnt war. Er eroberte des Feindes Hauptstadt Pavia, nahm
ihn selbst gefangen und schickte ihn in ein Kloster. Die Krone der Langobarden,
deren innerer Reif aus einem Nagel von Christi Kreuze geschmiedet sein soll,
und die man darum die „eiserne" nennt, setzte er sich aufs Haupt. —
Karls Ruhm war weithin erschollen; darum rief ihn auch ein moham¬
medanischer Mauren stamm in Spanien gegen einen anderen zu Hilfe. Er
eroberte rasch das Land bis an den Ebro und verleibte es später seinem Reiche
ein als spanische Mark. Auf dem Rückwege wurde die Nachhut des Franken¬
heeres in dem Thale von Roncesvalles von räuberischen Bergvölkern über¬
fallen. Unter den hier Erschlagenen befand sich auch Karls Neffe Roland.
(Dieser ist der Mittelpunkt eines ganzen Sagenkreises geworden, lies z. B.
Uhland: Gedichte von Roland.) — Auch gegen Osten und Norden sicherte Karl