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und zerhieb den Knoten mit den Worten: „Es ist gleichviel, wie bei Knoten ge¬
löst wird."
4. Philippus. Auf feinem Zuge nach Persien kam Alexanber auch nach Tarsus.
Mit Staub und Schweiß bebecft, langte er an einem sehr heißen Tage hier an und
stürzte sich sofort in bas frifche Wasser bes Baches, welcher bie Stabt umfloß. Kaum
war er einige Minuten im Babe, ba stellte sich ein heftiges Fieber ein, unb ohn¬
mächtig würbe er in ein Haus getragen. Die Krankheit würbe bald so schlimm, daß
die Ärzte ihn aufgaben. Nur fein Leibarzt Philippus glaubte ihn durch ein stark
wirkendes, doch gefährliches Mittel noch retten zu können. Während er diesen Trank
bereitete, so erzählt man, erhielt der König von einem seiner Feldherren einen Brief,
darin stand: „Traue dem Philippus nicht; die Perser haben ihn bestochen, er wird
dich vergiften!" Gleich darauf trat Philippus herein, die Schale mit der Arzenei in
der Hand. Ohne Bedenken nahm Alexander dieselbe, trank ruhig und reichte ihm
mit der andern Hand den Brief. Der Arzt war über diese Verleumdung sehr ent¬
rüstet; aber Alexander beruhigte ihn unb sagte: „Der Ausgang wirb dich rechtfertigen!'■
Und wirklich, fein Vertrauen wurde nicht getäuscht; zwei Tage später stand Alexander
schon wieder gesund und frisch an der Spitze feines Heeres.
5. Darius wird bei Issus besiegt. Unterdessen war der Perserkönig Daüus mit
einer halben Million Kriegn herangerückt. Bei dem Städtchen Zssus kam es zum
Kampfe, aber trotz ihrer großen Zahl wurden die Perser geschlagen. Schrecklich war
das Gemetzel; über lOOOOO Perser blieben in der Schlacht. Als Darius diesen
Ausgang sah, sprang er aus feinem Wogen, ließ Mantel, Schilb unb Bogen zurück,
warf sich auf fein Pserb unb jagte, ohne anzuhalten, Tag unb Nacht fort. Seine
Mutter, feine Fron, zwei Töchter unb ein Sohn gerieten in bie Gefangenschaft; boch
behanbelte Alexanber sie sehr freunblich. Balb bar auf schickte Darius Gefanbte zu
Alexanber unb ließ ihm für bie Gefangenen ein hohes Löfegeld anbieten, versprach
ihm auch die Hälfte feiner Länder, wenn er Frieden machen wolle. „Was sagst du
dazu?" fragte Alexanber feinen alten Feldherrn Parmenio. „Ich thäte es/' ant¬
wortete biefer, „wenn ich Alexanber wäre." „Ich auch," versetzte angeblich Alexander,
„wenn ich Parmenio wäre."
6. Darius' Ende. Nachdem Alexander auch Ägypten erobert und dort die
Stadt Alexandrien gegrünbet hatte, wonbte er sich noch einmal gegen Darius und
besiegte ihn vollständig in der Schlacht bei Gaugamela. Die meisten Perser logen
als Leichen auf dem Schlachtfelde; der König flüchtete nach den nordöstlichen Land¬
schaften feines Reichs. Hier aber nahm ihn fein eigner Statthalter Bessus gefangen
unb schleppte ihn in Ketten mit sich fort. Nachbetn Alexanber Babylon eingenommen
hatte, fetzte er betn Könige nach. Schon war er bem Flüchtigen ganz nahe. Da
erstach Bessus ben König. Als ihn bie ersten Reiter Alexanbers in feinem Blute
liegenb fanben, bat Darius sie noch um einen Trunk Wasser, reichte einem bie Hanb
unb sagte: „Diese Hanb gebe ich bem Alexanber." Dann starb er. Als Alexanber
ihn fanb, breitete er feinen Mantel über bcn Leichnam unb ließ ihn später in Perfc-
polis mit großer Pracht beisetzen. Bessus aber warb von Alexanber gefangen ge¬
nommen und hingerichtet. Nun war Alexanber Herr von ganz Persien.
7. Klitus. Nach ber Einnahme Persiens lebte Alexanber ganz nach persischer
Weife. Er kleibete sich wie ein Perser unb verlangte sogar, baß feine Unterthanen
nach persischer Sitte vor ihm nieberknien sollten. Auch hörte er gern Schmeichel¬
worte. Das verstimmte bie Macebonier unb erbitterte sie zuletzt. Einst rühmten
Schmeichler beim Mahle feine Helbenthaten, gegen welche alle Thaten ber früheren
Helben nichts feien. Da wagte Klitus, ein Frcunb Alexanbers, freimütig zu be¬
haupten, baß Alexanber von feinem Vater übertreffen würbe. Zornfunkelnb unb vom