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Die Zeit von Rudolf von Habsburg
Nun bist du hingesunken, liegst machtlos in dem Staub,
Denn die dich schützen sollten, begingen schnöden Raub:
Die Fürsten sind die Räuber, die Räuber deines Ruhms,
O daß ein Rächer käme des Volks- und Königtums."
X. Deutschland unter den Kalrsburgern Albrecht IIM
Friedrich III. nnd Warimilian I.
Einstimmig wählten die Kurfürsten 1438 in Frankfurt Sigismunds
Schwiegersohn, den Habsburger Albrecht II. (1438—39), zum deutschen
König. Die Negierung Albrechts II. war für Deutschland kaum be-
merklich; denn schon nach anderthalb Jahren starb er auf einem Feld¬
zug gegen die Türken. Sein Nachfolger wurde Herzog Friedrich
von Österreich 1440—1493. Während der langen Regierungszeit
Friedrichs Hl., dem eä an Thatkraft und Interesse für des Reiches
Macht und Ehre fehlte, herrschte im Innern Deutschlands Verwirrung,
und an den Grenzen erhoben alte und neue Feinde ihr Haupt. Die
Fürsten setzten sich über die Reichsgesetze hinweg, übten willkürlich
Gericht aus, führten jahrelange Kriege mit einander und suchten ihr
Gebiet und ihre Rechte zu erweitern. Den beständigen Störungen
des Landfriedens zu steuern, machte Kaiser Friedrich (er war 1452
in Rom mit der lombardischen und römischen Krone gekrönt) kaum
einen Versuch, und wenn er je auf einem Reichstag einen solchen
machte, so wußte jedermann, daß auf Ungehorsam gegen den Kaiser
keine Strafe folgte. Die Zustände unter Friedrich III. waren nicht
besser als die während der Zwischenregierung.
Böhmen und Ungarn, über welche Länder Friedrichs Vorgänger
als Könige geherrscht hatten, gingen unter ihm für Österreich ver¬
loren. Die Ungarn wählten einen eigenen König Matthias Eorvinus,
ebenso die Böhmen den Edelmann Georg Podiebrad. Der Eroberung
Konstantinopels (1455) durch die Türken setzte Friedrich keinen Wider¬
stand entgegen, und als jene ihre Verheerungszüge gegen die öster¬
reichischen Länder unternahmen, kam ihm nur der Kurfürst von
Brandenburg zu Hülfe, sonst kein deutscher Reichsfürst.
Im Jahre 1493 beschloß Friedrich III. in Linz sein thatenloses
Leben, von dem die Speiersche Chronik sagt: „Der Kaiser, der war
ein unnützer Kaiser, er unterstand nicht, Kriege und Mißhelligkeiten
in den Landen niederzulegen. Er blieb in seinem Lande und man
E)oiste von ihm keine andere Hülfe, als was er mit Briefen ausrichten
mischte."