242 Deutsche Einrichtungen und Zustände vom Ende des Zwischenreiches
gekehrt zerfielen stark vertretene Handwerke oft in mehrere Innungen,
wie z. B. die Schmiede in Gold-, Eisen- und Kupferschmiede, oder in
Waffen-, Messer-, Huf- und Nagelfchmiede und Schlosser und diese
oft noch weiter, z. B. die Waffenschmiede in Helm-, Schild- und
Harnischmacher und Schwertfeger. Andere Arbeiter, die sich nicht
geltend zu machen wußten, gehörten den Zünften nicht an.
Wer in eine Zunft aufgenommen werden wollte, mußte eine
regelmäßige Vorbereitungszeit durchmachen. Der Handwerker trat als
Lehrling nicht nur in die Lehre, sondern auch in die Hausgenossen¬
schaft des Meisters ein, gewöhnlich mit langer Lehrzeit (bis 8 Jahre),
dafür stieg er aber auch in der Regel unmittelbar zum Meister auf.
Erst allmählich sonderten sich die Gesellen („Knechte") ab; doch erst in
der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde das „Wandern" der
Gesellen üblich und im 15. Jahrhundert allgemeiner. An der Spitze
jeder Zunft standen die alljährlich wechselnden Obermeister. Sie
beriefen die Genossen zur Versammlung im Zunfthaufe, wo das
Siegel, die Fahne und die Zunftrollen (Satzungen) aufbewahrt wurden.
Die Zunft schrieb jedem Meister die Zahl feiner Lehrlinge und Knechte
vor, bestimmte die Arbeitszeit und kaufte die Rohstoffe im großen
ein, sie regelte auch den Verkauf der Waren und überwachte ihre
Beschaffenheit, für welche die Zunft, nicht der einzelne Meister, mit ihrem
Zeichen bürgte. Dasür hatte die Zunft das Recht, ihre Waren in
einem bestimmten Umkreis, innerhalb der städtischen Bannmeile, selbst
zu verkaufen. Weiter hatten die Zünfte ihre eignen Kranken-, Unter¬
stützung s- und Begräbniskassen, und jede Innung bildete eine kirchliche
Brüderschaft, die ihrem Schutzheiligen einen Altar schmückte und sein
Fest beging. Betrügerische Handwerker wurden von den Zünften aus¬
gestoßen und oft aus der Stadt vertrieben. Auch die Sitten Der
Mitglieder wurden überwacht und Fehlende bestraft. Außerdem boten die
Zünfte in ihrer Blütezeit noch den großen Vorteil, daß die gefertigte
Ware gleichmäßig gut war und daß nicht mehr gearbeitet wurde, als
die Nachfrage erforderte, dadurch gelangte das Gewerbe zu hoher Blüte
und ein ehrenhafter, wohlhabender Mittelstand konnte sich ausbilden.
Wie die Zünfte für sich abgeschlossene Gesellschaften bildeten, so
war es auch bei den Kaufleuten, besonders bei den Großhändlern. Wir
können uns von ihrem geselligen Treiben eine Vorstellung bilden,
wenn wir in gut erhaltene Gesellschaftsräume eintreten, die ihren
Charakter vergegenwärtigen. In dem Haufe der Schiffergesellschaft
zu Lübeck befindet sich ein heller saalartiger Raum, mit Bildern