Der dreißigjährige Krieg. 371
Zu den schwedischen Peinigern kamen später noch französische.
Ehe wir von der Einmischung der Franzosen erzählen, wollen wir erst
hören, was aus Wallen stein geworden ist.
Nach der Schlacht bei Lützen hatte er sich unter dem Vorwande,
ein neues Heer ausrüsten zu müssen, nach Böhmen zurückgezogen und
unthätig zugesehen, wie die Schweden Bayern verwüsteten, ja er knüpfte
mit den Feinden des Kaisers, namentlich mit den Schweden und Sachsen,
Friedensverhandlungen an. Seine Waffenruhe, sowie die Verhand¬
lungen mit den Feinden bewirkten, daß man ihn in Wien beargwohnte.
Als der Kaiser von der sogenannten Verschwörung zu Pilsen Kunde
erhielt, — die meisten Offiziere hatten sich mündlich und schriftlich ver¬
pflichtet, Wallenstein als Oberfeldherrn nicht zu verlassen, so lange er
nichts gegen den Kaiser und die katholische Kirche unternehmen wolle,
— erklärte ihn der Kaiser wegen „meineidiger Treulosigkeit" nebst
zwei anderen treuen Anhängern in die Acht. Da fiel das ganze Heer,
dessen Wallenstein so sicher zu sein glaubte, von ihm ab. Auf diese Nach¬
richten hin, die er am 21. Februar 1634 erhielt, beschloß der General,
sich mit den wenigen ihm treu gebliebenen Truppen, etwa 2000 Mann,
nach Eger, der wichtigsten Festung Böhmens nächst Prag, zu werfen
und die Hülfe der Schweden anzurufen. Am 22. Februar brach Wal-
lenstein von Pilsen auf und langte am 24. nachmittags in der starken
Festung an, leidend und niedergeschlagen; sein Quartier nahm er im
Hause eines Ratsherrn. Er ahnte nicht, daß er selber seinen Henker
mit sich führte. Das war der Oberst Butler, ein entschieden kai¬
serlich und katholisch gesinnter Offizier, den er erst unterwegs getroffen
und zur Begleitung veranlaßt, der sich aber vorher in Pilsen schriftlich
für Wallenstein verpflichtet hatte. Dieser Butler überredete die beiden
in Eger kommandierenden Offiziere Gordon und Leslie, die Schul¬
digen zu ermorden. So wurden am Abend des 25. Februar 1634
zunächst Wallensteins Vertraute an Gordons Tafel auf der Burg von
Butlerschen Dragonern überfallen und niedergestoßen; eine Stunde
später, gegen 10 Uhr, fiel Wallenstein, als er sich eben zur Ruhe be¬
geben wollte, unter der Hellebarde des Hauptmanns Deveroux, ohne
einen Laut und ohne Gegenwehr.
Seine Güter wurden größtenteils eingezogen und unter seine
Gegner verteilt; nur verhältnismäßig wenige blieben seiner Tochter
und seinem Neffen Max. Mehrere seiner vornehmsten Anhänger en¬
deten auf dem Blutgerüst. Den Oberbefehl über das kaiserliche Heer
übernahm des Kaisers Sohn Ferdinand, der die Protestanten bei
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