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Die Sklaven mußten je nach ihrer Geschicklichkeit Gewänder und
einfache Geräte anfertigen. _ Die Waffen bereiteten sich dagegen die Freien
selbst. (Vergl. Uhlands Gedicht: „Jung Siegfried war ein stolzer Knab' k.")
Die Hausfrauen überwachten nicht nur die spinnenden und webenden
Mägde, sondern halfen mit ihren Töchtern fleißig mit, so auch noch die
Gemahlin und die Töchter Karls des Großen. —
Die Stämme an der Meeresküste wagten sich in ihren einfachen
Fahrzeugen, „den Einbäumen", aufs Meer, trieben Fischfang und plün-
derten die angrenzenden Küstenstriche (z. B. die Sachsen, Angeln, später
die Nordgermanen!).
Der Handel der Germanen war noch sehr unbedeutend. Römische
Kaufleute begehrten vor allem den Bernstein, sodann die Daunen der Wild-
gans, die Felle der erlegten Tiere und das blonde Haar für ihre Frauen,
biß sich gerne damit schmückten. Sie tauschten hierfür: Wein, Schmuck-
gegenstände, verzierte Waffenstücke und künstliche Geräte ein.
9. Familienleben.
Nichts findet bei den römischen Autoren so allgemeinen Beifall als
das Familienleben der Germanen, zumal die strengen Sitten, die Keusch-
heit und die Heiligkeit der Ehe. Wer die Ehre einer Frau verletzte,
wurde überaus strenge bestraft; ebenso die Frau, welche die eheliche Treue
gebrochen hatte*). Den Ehemännern war die sofortige Bestrafung derselben
anheimgestellt. Mit abgeschnittenem Haar und fast entkleidet stößt der
Mann sie aus dem Hause und treibt sie — im Beisein ihrer Verwandten
- mit Schlägen durch das ganze Dorf. Übrigens kamen dergleichen Ver-
geHungen äußerst feiten vor. Tacitns berichtet ausdrücklich: „Gute Sitten
galten bei ihnen mehr als anderswo gute Gesetze (z. B. in Rom).
Niemand lachte dort über Laster und nicht wird Verführen und Verführt-
werden Modeton genannt." —
Der Germane hatte nur eine Gattin, ausgenommen Edelinge, die
ihres Adels wegen vielfach zur Ehe begehrt wurden. Mitgift bringt nicht
die Frau dem Manne, sondern der Mann der Frau zu. Zugegen sind
bei der Verlobung, bei welcher wie heutzutage Ringe gewechselt wurden,
die Eltern und Verwandten; letztere bildeten um die Verlobten einen
Kreis. — Führte der Mann später die Gattin heim, so überreichte er
den Angehörigen Geschenke, nicht Schmucksachen, sondern Stiere, ein ge-
zänmtes Pferd und einen Schild nebst Framea und Schwert. Die Tiere
und Waffen sollten andeuten, daß sie Gleiches im Frieden und im Kriege
mit dem Gatten zu ertragen habe. Mit der Einholung der Braut waren
viele symbolische Formen verknüpft, so das Stehlen der Braut**) — ein
Scheinkampf um dieselbe —, der Brautlauf u. a.
Das neugeborene Kind wurde dem Vater zu Füßen gelegt; er hob
es regelmäßig auf, denn Kinder zu töten, galt für einen schändlichen
Frevel. Bald nach der Geburt wurde das Kind zum Zeichen der Reinigung
*) Germania, Kap. 19.
**) Vergl. F. Dahn, Gesch. der deutschen Urzeit, Band I, 295: Poesie des
Volkslebens.