gegen Frankreich 1813—1815.
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©einigen. Handel, Kunstfleiß und Wissenschaft werden wieder aufleben und die Wunden
heilen, die langes Leiden schlug."
Auf Befehl des Königs wurdeu die Namen derer, die mit ihrem Blut und Leben
die Freiheit des Vaterlandes erkauft hatten, in den Kirchen ihres Kirchspieles auf einer
Ehrentafel zum bleibenden Gedächtnis angebracht; die Heimkehrenden erhielten eine
ehrende Denkmünze, aus dem Metall der eroberten Kanonen gegossen.
Noch in Paris belohnte Friedrich Wilhelm III. seine siegreichen Feldherren:
Blücher ward Fürst von Wahlstatt, Mrk Graf von Wartenbnrg, Kleist Graf von
Nollendorf, Bülow Graf von Dennewitz, Tauenzien Graf von Wittenberg; auch Gnei-
senan wurde in den Grafenstand, Hardenberg in den Fürstenstand erhoben.
6. Der Wiener Kongreß und die Herrschaft der hundert
Tage 1815. Die verbündeten Fürsten waren im November 1814 nach
Wien gekommen, um dort mit ihren Ministern und Gesandten zu be¬
raten, wie nun die Verhältnisse in Europa geordnet werden sollten.
Aber sie kamen zu keinem Ziele, vielmehr herrschte unter ihnen Unei¬
nigkeit und Eifersucht, ja es drohte sogar ein Krieg unter ihnen aus¬
zubrechen. Die Kunde von den Zerwürfnissen, welche die Fürstenver¬
sammlung in Wien beherrschten, drang auch zu Napoleon nach Elba.
Da auch die Franzosen mit ihrem neuen König, der in der Verbannung
nichts gelernt und nichts vergessen hatte, die Emigranten bei jeder Ge¬
legenheit bevorzugte, unzufrieden waren, besonders aber das Heer der
ruhmreichen Zeiten Napoleons gedachte, so glaubte Napoleon die Zeit
für gekommen, in Frankreich wieder erscheinen zu können.
Rückkehr Napoleons nach Frankreich. Am 1. März landete Na¬
poleon mit seinen Garden in der Nähe von Cannes und bald zeigte sich, daß seine
Person im Heere noch die alte Zauberkraft ausübte. Er nahm den Weg über die
Seealpen, und als ihm vor Grenoble ein Bataillon entgegenrückte, rief er den Soldaten
zu: „Wer von Euch wird auf seinen Kaiser schießen wollen?" Da nahmen die Sol¬
daten ihre Mützen ab und riefen „Vive l’Empereur!“ Dann mischten sie sich unter
das Gesolge von Elba und marschierten begeistert hinter dem verehrten Manne drein.
Die Offiziere folgten ihrer Truppe. In Grenoble, der Hauptstadt der Dauphine,
die dem Königtum durchaus nicht zugeneigt war, lag eine starke Besatzung. Ans
heimlichem Wege hatte Napoleon ein Manifest an das französische Heer verbreiten lassen.
„Soldaten! kommt und reihet Euch unter die Fahnen Eures Führers.
Sein Dasein besteht ja nur in dem Euren, seine Rechte sind nur die des Volkes
und die Eurigen, sein Interesse, seine Ehre, sein Ruhm sind Euer Interesse. Eure
Ehre, Euer Ruhm. Kommt! Dann wird der Sieg im Sturmschritt einherziehen und
der Adler mit den nationalen Farben von Kirchturm zu Kirchturm fliegen bis
hin zur Notre-Dame."
Wie die Besatzung von Grenoble, so folgten auch bald andere Heeresabteilungen
dem Rufe Napoleons, wenn auch einige seiner Marschälle, wie Ney, Macdonald,
Oudinot und andere nicht zu ihm übertraten. So ward das Heer sein. Die Bevöl-
kernng begegnete ihm anfangs teilnahmlos, bald aber hatte er auch die Städte wieder
auf seiner Seite, nachdem er feierlich versichert, daß er Friede und Freiheit