Full text: Von der Gründung der Mark Brandenburg bis zum Wiener Kongreß (Teil 2)

— 13 — 
Erzbischof Wichmann, nicht ganz im Einverständnis mit dem päpst¬ 
lichen Stuhl, von Naumburg nach Magdeburg gezogen, der es dann 
für Pflicht erachtete, die prämonstratensische Disziplin aufrechtzu¬ 
erhalten. Von einer der früheren Ansiedlungen dieses Ordens, dem 
Kloster Kapenberg, stammen Walo, der Nachfolger Anselms, und der 
Probst Jsfried, unter dessen Verwaltung das Kloster Jerichow zur 
Blüte kam; da fand zugleich die religiöse Verehrung in einem 
Bauwerke von großartiger Würde eine imponierende Repräsentation. 
Von großem Gewicht für die Bekehrung wurde das Kloster Leitzkau. 
Es war an einer Stätte errichtet, an welcher der heidnische Dienst 
samt seinen Götzen mit Gewalt vertilgt worden; hier hatten die 
Bischöfe von Brandenburg, noch im Exil befindlich, meistenteils ihren 
Sitz. Einer von ihnen, der ebenfalls von Kapenberg stammt, 
Wigger, erhob in dieser Eigenschaft Leitzkau zu einem Domkapitel, 
bis endlich das Bistum in Brandenburg hergestellt wurde, welches 
nun erst die Bedeutung einer Metropole gewann, die ihm von 
Otto I. zugedacht war. Die Norbertsche Disziplin entfaltete ihre 
volle Wirksamkeit; ihr Wesen bestand darin, daß sich die Priesterschaft 
mit Strenge ihrer Pflicht widmete, unterstützt durch eine tätige 
Laienbrüderschaft. Die Prämonstratenserklöster waren zugleich acker¬ 
bauende Kolonien, gehoben von religiöser Zucht und Sitte, was 
von um so größerer Wichtigkeit war, da nun der den Germanen 
eingeborene Trieb der Wanderung sich überhaupt nach dem Osten 
richtete. 
In Brandenburg fanden sie ein großes Feld für den Landbau. 
Das erworbene weite Gebiet bestand aus Landschaften, die durch 
undurchdringliche Waldungen, Brüche und Sümpfe oder Seen von¬ 
einander gesondert wurden; auch die binnenländischen Ströme in 
ihrem breiten Gerinne erweitern sich zu Seen. Hie und da erkennt 
inan noch, wie sich in jener Zeit das Land aus den weiten Wasser¬ 
becken gleichsam als Insel erhob; hauptsächlich an den Ufern der 
Flüffe, welche den Anwohnern größtenteils ihre Namen gegeben 
haben, war ein gewisser Anbau des Landes versucht worden, wie 
ihn das unmittelbarste Bedürfnis forderte; doch war derselbe noch 
sehr geringfügig. Die neuen Herren geistlichen und weltlichen 
Standes wirkten zu neuer, besserer Ansiedelung zusammen. Von 
beiden zugleich ging die Berufung der Niederländer zunächst zu den 
Deichbauten an den Flüssen aus, welche zwar nicht den ganzen 
Umfang gehabt haben mögen, den ein gleichzeitiger Autor ihnen 
zuschreibt, aber doch für den Anbau des Landes eine neue Bahn 
eröffneten. Den Holländern werden die Erneuerung der einst schon 
von den Sachsen errichteten Dämme an den Ufern der Flüsse und 
der Anbau der benachbarten Regionen zugeschrieben; sie wußten das 
schwere Land zu bearbeiten, welches die Wenden unbenutzt hatten 
liegen lassen. Der eiserne Pflug half das Land erobern. Mitten 
im Fortgang dieser Bestrebungen erschienen die Zisterzienser, eine
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.