Full text: Von der Gründung der Mark Brandenburg bis zum Wiener Kongreß (Teil 2)

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betreff einer ihm vor brei Jahren vom Kaiser erteilten Anweisung 
auf Hamburg im Betrag von 150 000 Talern, beren Eintreibung 
zu Hinbern schon bie Herzöge von Braunfchweig mit benen von 
Mecklenburg unb Sachsen-Lauenburg, sowie Hamburg unb Lübeck 
unb cmberen benachbarten Reichsftänben sich verbunden hatten, sich 
ber Vermittlung bei Königs fügen, ber einen neuen Streit im Norben 
nicht aufkommen lassen wollte. 
Ohne Besinnen hat Friebrich Wilhelm ben am 12. Juli burch 
einen Kurier überbrachten Vertrag am nächsten Tage ratifiziert. Ob 
aber nicht ein Gefühl bes Bebauerns in ihm aufgestiegen sein mag, 
bie ihm nun boch aufgezwungene Wenbung nicht früher vollzogen 
zu haben, zu einer Zeit, wo sie ihm reicher gelohnt ober wenigstens 
bie bisherige Haltung nicht so schwer an ihm geahnbet worben wäre? 
Den Vorteil, ben er burch feine Offenherzigkeit gegen Rsbenac vor 
Stralfunb ber französischen Diplomatie eingeräumt, hatte biese un¬ 
barmherzig ausgenutzt. Wußte sie boch, baß, was sie unter anberen 
Umstänben ihm hätte vielleicht teuer abzugewinnen suchen müssen, bei 
ihm bereits beschlossen, er also eigentlich nicht ber Umworbene, son¬ 
dern ber Werbenbe war, ber bie Ausnahme in französischen Schutz 
als eine Gunst willkommen heißen mußte. Recht geflissentlich ließ 
man ihn bas bei bem Vollzüge bes Friebens fühlen: feine nieber- 
rheinischen Lanbe würben unbarmherzig geschröpft, Lippstabt unb 
Wesel nicht gleich geräumt, letzteres sogar bis zur Rückgabe Stettins 
an bie Schweben einbehalten. Unb alles das mußte ruhig hin¬ 
genommen werben, bloß um bie Möglichkeit bes französischen Bünb- 
nisses offen zu halten, für bas bie Bebingungen festzusetzen einfach 
dem König überlassen blieb. Dennoch mußte Meinbers in Paris 
lange bange vier Monate warten. Dann enblich erfolgte nach Ver- 
hanblungen von einigen Tagen am 25. Oktober 1679 ber Abschluß 
des Geheimbündnisses von St. Germain. Für den Fall des Krieges 
gewährte der Kurfürst den Franzosen Durchmarsch und die Anlage 
von Magazinen; feine Kurftimme verpflichtete er sich für Ludwig XIV. 
oder den Dauphin oder den sonst franzöfifcherfeits aufgestellten 
Kandidaten abzugeben, in jedem Falle aber die Wahl von Leopolds 
jungem Sohn zum römischen König zu hindern. Dafür wurden ihm 
die aus den Verträgen von Münster, Oliva, Bromberg und 
St. Germain verwachsenen Rechte von Frankreich garantiert, das 
zudem beim Kaiser auf die Rückgabe von Jägerndorf wirken 
wollte, die der Kurfürst eben barnals in Wien von neuem an¬ 
geregt hatte. 
Ein Luftrum harter Dienstbarkeit unter Frankreich nahm mit 
biesem Vertrage für Branbenburg feinen Anfang. Bei ber leiben- 
fchaftlichen Erbitterung gegen feine treulosen Alliierten, bie burch 
ihre Unpünktlichkeit in Zahlung ber Subsibien seine Wehrhaftigkeit 
beeinträchtigt, ihn bann durch ihren Abfall um die aus eigener Kraft
	        
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