Full text: Von der Gründung der Mark Brandenburg bis zum Wiener Kongreß (Teil 2)

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freifen auf das ganze Polk nbergk-gang^ daK die Bureaukratie 
dadurch selbst wieder teilweise überflMg^gewoM^ 
Man rühmt endlich das unumschränkte Königtum, und doch ist 
das,an sich eine Staatsform von zweifelhaftem Wert. Nur wenige 
werden unbedingt zu seiner Fahne schwören. Nicht das unumschränkte 
Königtum an sich war ein Glück, sondern die Persönlichkeit dieses 
Königs, dieses Aufgehen im Dienste des Staates, dieses sittliche 
Pflichtenbewutztseln^s Friedrich Wilhelm, wie di^meisten Fürsten 
aus dem Hause der Hohenzollern, erfüllte, — das bei ihm nur weit 
mehr als bei allen anderen eine überwiegende Richtung auf das 
innere Staatsleben, auf die Ausbildung der Finanz-, Militär- und 
Pouzewerwältung genommen hatte. 
Der heutige Radikalismus sieht in diesem Fürsten die Inkar- 
nation des preislichen Militarstaates' die Kameralistik der Aufklärung 
nennt ihn den „berühmten und großen Wirt". Der alte Ober- 
, der Schüler des Kantischen^aturrechts und der 
Aoairt Smithschen Nationalökonomie, nennt ihn Preußens „größten 
inneren König!" Können wir noch zweifeln, welche dieser Stimmen' 
recht hat ? Schmoller. Preußische Jahrbücher. 26. Band S. 1—16. 
XX. Die Schlacht bei Leuthen. 
Nach der Roßbacher Schlacht trat Friedrich am 12. November 
von Leipzig aus den so lange geplanten Marsch nach Schlesien an, 
mit 18 Bataillonen und 28 Schwadronen, nicht viel über 12000 
Mann. Am 28. November überschritt er zwei Meilen untSpIF 
des von den Österreichern besetzten Liegnitz die Katzbach und lagerte 
V" "/ öei Pflrchwitz. Am 1. Dezember traf auf dem Umwege über 
h * ©logau die Vorhut des schlesischen, jetzt von Zielen befehligten 
Heeres ein, tags darauf die Hauptmasse. Mit Ungeduld hatten die 
seither so unglücklich geführten Truppen diese Vereinigung herbei¬ 
gesehnt. 
Friedrich ließ am letzten Tage des Aufenthalts zu Parchwitz 
die Generale und Stabsoffiziere zusammenrufen, um mit seiner 
„deutschen Rhetorik" auf sie einzuwirken. Durch jedes Band waren 
sie an ihn gekettet, seine Vasallen, seine Offiziere, seine Kampfes- 
und Leidensgenossen. Viele hatten seit Monaten ihn nicht gesehen. 
Wie er nun in ihren Kreis trat, in seiner verschlissenen Uniform, 
gealtert, abgemagert, daß große Auge ernst auf die erwartungsvoll 
Versammelten gerichtet, und dann mit dem ganzen Wohlklang seiner 
weichen Stimme „in Kürze und mit Nachdruck" ihnen seine Notlage 
zu schildern begann, da war der Eindruck überwältigend. Jedem ist 
diese Stunde unvergeßlich geblieben, den Wortlaut der Rede hätte 
niemand festzuhalten vermocht. Er gedachte des Verlustes der 
Schlacht, des Verlustes von Schweidnitz und Breslau, aber auch des
	        
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