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mit fünf Grenadierbataillons und der ganzen Armee unterstützen.
Hier heißt es siegen oder sterben, vor euch habt ihr den Feind und
hinter euch die ganze Armee, daß ihr also auf keiner Seite, zurück
oder vorwärts, anders als siegend Platz findet."
Den Sagfchützer Kiefernberg hielten Württemberger; hinter
einem Verhau auf die Kniee geworfen empfingen sie die preußische
Linie mit ihrem Feuer, bei der zweiten Salve war die Sturmtruppe
bereits unter den feindlichen Kanonen, von denen einige durch die
preußischen Bataillonsstücke sofort zum Schweigen gebracht waren.
Unter gewaltigem Geschrei, mit gefälltem Bajonett, springen die
Angreifer über den Verhack, für die Württemberger ist fein Bleibens
mehr, den Weichenden wird so kräftig nachgefeuert, daß stellenweise
10 —12 Mann tot übereinander tagen. Nun galt es, die Batterie
auf der Höhe jenseits von Sagschütz zu nehmen. Mit Hllse des
Flügelbataillons aus dem ersten Tressen vertrieben Wedells drei
Bataillone den Feind, Württemberger, Bayern, Österreicher binnen
einer Viertelstunde auch hier.
Inzwischen hatte auch das Gros der Avantgarde, ein Musketier-
und fünf Grenadierbataillone, seine erste Aufgabe schnell und glänzend
gelöst. Sie hatten den Kaulbusch südöstlich von Sagschütz von
zwei ungarischen Bataillonen gesäubert, die dort der Reiterei ebenso
gefährlich werden konnten wie die Kroaten im Eichwäldchen von
Kretfchorz, und dann die hinter dem Busch hervorgesprengten
Schwadronen, die in wildem Ungestüm die erste preußische Kavallerie¬
linie geworfen hatten, durch wohlgezieltes Feuer zum Rückzug ge¬
zwungen. Jetzt kamen sie, von dem Prinzen Moritz herangeholt,
gerade zurecht, um im Verein mit der Brigade Wedell Nadasdys
Truppen über Gohlau hinaus von Stellung zu Stellung zu jagen.
In dem freieren Gelände hinter Gohlau konnte nun auch die
preußische Reiterei unter Zietens Führung zum Angriff übergehen;
zunächst noch durch Gräben gehemmt, erzielte sie beim zweiten Vor¬
stoß einen vollen Erfolg, die Garde du Corps und Gendarmen be¬
währten ihren Ruhm von Roßbach und hieben die Modena-Dragoner
zur Hälfte nieder, und als nun die Zieten-Husaren, an Den Küras¬
sieren vorbei, aus dem dritten Treffen vorstürmten, ward die Flucht
des Nadasdyfchen Korps allgemein; 2000 Gefangene fielen den
Verfolgern in die Hände, ein Teil der Besiegten entrann in der
Richtung auf Lissa, eine andere Woge flutete auf die Hauptstellung
nach Leuthen zurück; einige beherzte Reitergeschwader zogen unter
dem Feuer der preußischen Geschütze eine Kette, hinter der sich der
Verwirrung steuern und neuer Rat schaffen ließ.
Die österreichische Schlachtlinie war durch den Verlust des
ihrer linken Flanke vorgelagerten Dreiecks zwischen Leuthen, Sag¬
schütz und Gohlau gleichsam eingeknickt. Indem jetzt der rechte
Flügel um so viel vorgezogen wurde, als der linke zurückgedrängt
worden war, bildete sih, mit dem Dorfe Leuthen als Mittelpunkt,