Full text: Vom Wiener Kongreß bis zur Gegenwart (3)

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diese Abteilung um fünf Uhr am Ausgange des Waldes von 
St. Arnould erschienen. Sie ging alsbald zum Angriff auf die 
Höhe von Maison blanche vor, doch scheiterte der dreimal wiederholte 
Versuch, sich dort zu behaupten, denn auch. Marschall Bazaine hatte 
seine Stellung vorwärts Rszonville erheblich verstärkt. Hier schritten 
nun die Franzosen ihrerseits zum Angriff, konnten aber unter dem 
wohlgezielten Feuer der preußischen Artillerie auf der genannten 
Höhe ebenfalls nicht festen Fuß faffen und zogen sich wieder zurück. 
Wiederholt wurden später noch kleine Vorstöße von beiden Seiten 
versucht, aber sie scheiterten stets an der Feuerwirkung des Gegners, 
und im großen war auf dem rechten Flügel das Gefecht ein stehen¬ 
des geworden. 
Wenn auf dem linken zwei französischen Divisionen vor den 
wenigen preußischen frisch eintreffenden Bataillonen sich zurückzogen 
und die Tronviller Büsche räumten, so erklärt sich dies wohl nur 
durch die Meldungen, welche bei dem Marschall Bazaine über das 
Erscheinen feindlicher Truppen in seiner rechten Flanke bei Hanon- 
ville eingingen. 
Es war dies die Brigade von Wedell, welche der ursprüng¬ 
lichen Bestimmung gemäß in Richtung auf (Statu vormarschierte und 
mittags bei St. Hilaire Befehl erhalten hatte, nach bem Schlachtfelbe 
abzurücken. 
General v. Schwartzkoppen schlug bie große Straße nach 
Mars la Tour ein, um in Flanke ober Rücken bes Feindes zu 
gelangen. Inzwischen aber hatten die Franzosen ihren erheblich 
verstärkten rechten Flügel bis an die Tatsenkung westlich Bruville 
ausgedehnt und hier drei Kavalleriedivisionen versammelt. 
Als daher General v. Wedell zu beiden Seiten von dem durch 
den Gegner in Brand geschossenen Tronville zum Angriff Vorschrift, 
stieß die nur fünf Bataillone starke Brigade auf die breit entwickelte 
Front des 4. französischen Korps. 
Durch das heftige Granat- und Mitmilleufenfeuer dringen die 
beiben westfälischen Regimenter vor, aber plötzlich stehen sie vor 
einer vorher nicht sichtbaren tiefen Schlucht. Auch biefe wirb burch- 
schritten unb ber jenseitige Hang erstiegen, nun aber treten sie in 
ein vemichtenbes Jnfanteriefeuer, welches aus nächster Nähe von 
allen Seiten auf sie gerichtet wirb. Nachbem fast alle Führer unb 
Offiziere gefallen, gleiten bie Trümmer ber Bataillone in bie 
Schlucht zurück. 300 Mann haben nach einem Marsch von sechs 
Meilen nicht mehr bie Kraft, ben steilen fübtichen Abhang zu er¬ 
klimmen, unb geraten in Gefangenschaft. Der Rest sammelt sich bei 
Tronville um bie zerschossene Fahne, welche ber allein noch berittene 
Oberst v. Cranach in feiner Hanb zurückträgt. Von 95 Offizieren 
unb 4546 Mann werben 72 Offiziere unb 2542 Mann, also mehr 
als bie Hälfte, vermißt. Die Franzosen brängen nach, werben aber 
aufgehalten rechts, inbem bas 1. Garbe-Dragoner-Regiment sich trotz
	        
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