Full text: Von der Urzeit bis zum Dreißigjährigen Kriege (Teil 1)

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scheide mit betn Wesergebiete war in keltischen Händen. Ja, vielleicht 
saßen damals die Kelten noch weiterhin nach Osten bis ins westliche 
Lanb bet Werra unb Fulda, bis in bie (Segenb von Göttingen unb 
Hilbesheim: beim auch hier ftnben sich noch heute ihrem Wesen nach 
keltische Namen, besonbers Bezeichnungen rinnenber Wässer, boch 
erscheinen sie schon außerorbentlich früh in germanische Form ge¬ 
gossen. 
Die Stammsitze ber Nation lagen jebensalls jenseits bteser 
Grenzen, im Osten, an Elbe unb Ober, bis zur Weichsel. Auf biese 
Gegenben bezieht sich auch bie älteste auf uns gekommene Schilberung 
unseres Vaterlanbes. Um 90 v. Chr. beschreibt Poseibonios bas 
Lanb als schattig unb walbreich, ber Sonne nirgenbs sehr zugäng¬ 
lich wegen ber Tiefe unb Dichtigkeit ber Forsten, bie sich süblich bis 
zum Urwalbgürtel ber beutschen Mittelgebirge hinstrecken, unb er 
spricht ihm ein Klima zu, bas es verständlich mache, wie Homer in 
Kenntnis bteser Gegenben bie fabelhafte Schilberung feines Schatten¬ 
reiches ber Toten habe entwerfen können. 
Über jene Zeiten hinaus, welche Poseibonios schilbert, Pytheas 
anbeutet, führt keine schriftliche Quelle in bie Werbezeit unseres 
Volkes. Gleichwohl ist es ber Forschung ber Gegenwart möglich, \ 
auf bern Wege mittelbarer Schlüsse weiter zu gelangen. Wo ber 
Munb bes Geschichtsschreibers verstummt, ba öffnen sich bie Gräber 
unb reben, unb bie Wissenschaft ber Prähistorie entnimmt ihrem 
Inhalt eine Fülle sicherer Kenntnis. 
Auf vorgeschichtlichem Gebiete spricht man gern von einer 
Knochen- unb Steinzeit, einer Kupfer- unb Bronzezeit, einem Zeit¬ 
alter bes Eisens. Die Reihe ber Zeitalter pflegt babei als unver¬ 
brüchlich, als Stufenfolge einer von jeber Nation zu burchlaufenben 
Elementarbilbung ber Kultur zu gelten. Das ist eine falsche Vor¬ 
stellung. 
Für bie norb- unb mitteleuropäischen Völker inbes unb be¬ 
sonbers auch für bie Germanen war zweifelsohne mit bem Übergang 
namentlich vom Steinzeitalter zur Metallzeit ein wesentlicher Auf¬ 
schwung ber Kultur verbunben. Die Erinnerung hieran hallt noch 
in ben ältesten germanischen Anschauungen über Metall unb 
metallurgische Dinge wieber. Das Schmiebewerk erscheint als von 
gewaltigen übermenschlichen Wesen erfunben, balb von ben Zwergen 
ober Elben, ben Hütern ber unterirdischen Schätze, balb von ben 
Riefen, in beren Welt ber Eisenwalb liegt, bie grob breinschlagen 
mit stählerner Stange. Selbst göttlicher Teilnahme scheint bie , 
Schmiede nicht unwert: 
Die Äsen einten sich auf dem Jdafelde, 
Haus und Heiligtum hoch sich zu wölbest, 
Erbauten Eisen und schmiedeten Erz, 
Schufen Zangen und schön Gezäh. 
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