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Haaren, Gips und Kalk geformt), die feuersicheren Voltzschen Faserplatten 
(aus Gips, Kalk, Koksasche und Alfafasern) und die Holzwolle-Gipsdielenplatten 
und ⸗bretter erwähnt. 
Die Zimmerwände sollen vor allen Dingen trocken sein, keine giftigen 
Bestandteile enthalten und unter Umständen leicht zu desinfizieren sein. Für 
die Wandbekleidung finden folgende Materialien Anwendung: der Kalkanstrich, 
die Leimfarbe, Olfarbe, Porzellan-Emaillefarbe, Papiertapeten, Lincrusta Walton, 
Seiden- und Stofftapeten, sowie Holz und Stein. Der billige Kalkanstrich 
wird am besten in blaßrötlicher Tönung gehalten und ist für einfache Wohnungen 
sehr empfehlenswert. Der gleichfalls billige Anstrich mit luftdurchlässiger Leim⸗ 
farbe wird vorzüglich bei einfachen und nicht ganz trockenen Wohnungen an— 
gewandt. Sollen die Wände luftdicht und abwaschbar sein, so versieht man 
sie mit einem Olfarbenanstrich. Der Porzellan-Emaillefarbenanstrich, welcher 
auch mit konzentrierten Desinfektionsmitteln zu reinigen ist, eignet sich besonders 
für Operations- und Krankenzimmer. Von den Papiertapeten lassen die 
besseren Sorten kaum Luft durch. Die Tapeten dürfen weder Arsen- noch 
Bleimischungen enthalten. Ebenso darf der verwendete Kleister nicht verdorben 
oder sauer oder mit Arsen versetzt sein. 
Die Lincrusta, eine dicke, dauerhafte, aus Holzstoff, Leinöl und verschiedenen 
anderen Substanzen hergestellte Tapete, wird in Restaurants und besseren 
Wohnungen hauptsächlich zu Sockelbekleidungen verwendet. 
Mit Seiden- und Stofftapeten als argen Staubfängern sollten die Wände 
von Schlaf-⸗, Kinder- und Krankenzimmern niemals bekleidet werden. Die 
Holzbekleidung ist hauptsächlich als Holzsockel, seltener als Holzspahntapete 
gebräuchlich. Steinbekleidung (glasierte Kacheln, Marmor, Terrazzo) findet 
in den modernen Neubauten immer mehr Anwendung. 
(Nach E. v. Esmarch, Hygienisches Taschenbuch.) 
112. Hydraulische Kalke und Portland-Zement. 
Für Bauten im Wasser oder in feuchter Erde ist der gewöhnliche 
Mörtel wenig brauchbar. Man ist bei Wasserbauten auf solche Mörtel 
angewiesen, die gerade im Wasser erhärten, auf die sogenannten Zemente. 
Diese waren bereits den Römern bekannt. Der Engländer Smeatons 
hatte nun vor vielen Jahren beobachtet, daß Mörtel aus tonhaltigem 
Kalk im Wasser erhärte, eine Erfahrung, welche er für den Bau des 
Eddystoner Leuchtturmes 1774 verwertete. Kalksteine mit 4 bis 12 90 
Tonerde-Gehalt liefern, im Ringofen oder Schachtofen gebrannt, den so— 
genannten Wasserkalk. Wasserkalk wird vor der Verwendung mit 
Wasser gelöscht, wodurch er zu Pulver zerfällt; das zerfallene Pulver wird 
sodann mit 3 bis 4 Teilen Sand und mit Wasser zu Mörtel angerührt. 
Enthalten die Kalksteine noch einen höheren Prozentsatz an Ton, so 
mahlt man sie nach dem Brennen zu feinem Pulver und verkauft dieses 
als sogenannten Romanzement. Dieser ist stärker, erhärtet mit Wasser 
schneller als Wasserkalk und nähert sich den Eigenschaften des Portland— 
Zements; er ist aber nicht immer zuverlässig, indem er öfter treibt, eine 
Folge seiner ungleichen Zusammensetzung und seines ungleichen Brennens. 
Portland-Zement kann mit unbedingter Zuverlässigkeit verarbeitet 
werden, da er durch künstlhiche Mischung von Kalkstein oder Mergel mit
	        
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