Full text: Von der Urzeit bis zum Dreißigjährigen Kriege (Teil 1)

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Burchard hatte die Herrschaft des Sachsen anerkannt. Hiermit 
glaubte Heinrich fürs erste genug getan zu haben, wenigstens ist 
uns darüber nichts bekannt, daß der König noch in diesem Jahre 
gegen Arnulf von Bayern gezogen wäre. Lothringen jedoch trat 
schon jetzt wieder zum ostfränkischen Reiche in Beziehung. Das 
Land stand unter westfränkischer Hoheit, aber die ganze Gewalt 
hatte Reginar an sich gerissen. Sein Sohn Giselbrecht, der bei 
des Vaters Tode dessen M herzogliche Stellung überkam, war V' 
soeben erwachsen und wollte sich nun des unfähigen Königs Karl 
entledigen. Seine Macht war so bedeutend, daß er selbst nach der/'^ 
Krone trachtete. Doch sein Plan mißglückte völlig, und Giselbrecht 
floh zum König Heinrich, der bald darauf mit Karl eine Versöhnung 
zustande brachte, wodurch Giselbrecht in seine herzogliche Stellung 
wieder eingesetzt ward. So erzählt Richer, ein französischer Historio¬ 
graph, dessen Treue oft anfechtbar ist. Wenn man die Ausschmückung 
abzieht, so bleibt doch sicher, daß Giselbrecht im Anfange der Re¬ 
gierung Heinrichs mit diesem in Verhandlungen trat, ungewiß 
freilich, in welcher Absicht. — Im nächsten Jahre dagegen hat 
Heinrich aktiv in lothringische Verhältnisse eingegriffen. Es starb 
nämlich jetzt ein hervorragender Bischof des Herzogtums, Stephan 
von Lüttich. König Karl ernannte Hilduin zum Nachfolger. Doch 
auch dieser trat, nachdem alle Großen Lothringens dem Giselbrecht 
zugefallen, auf dessen Seite. Deshalb wird seine Ernennung wider¬ 
rufen und der Abt Richarius von Prüm zum Bischof erwählt. 
Jedoch Giselbrecht setzte es durch, daß Hilduin von dem Erzbischöfe 
von Köln die Bischofsweihe erhielt. Und an diesem Widerstand 
gegen Karl hat Heinrich entschiedenen Anteil genommen. Karl 
klagt nämlich in einem Briefe, Hilduin sei zu Heinrich gegangen, 
habe von ihm das Bistum erbeten und ihn und seine Großen mit 
reichen Schätzen bestochen, welche er zum Teil aus dem Kirchenschatze 
in Lüttich gestohlen. So habe er die Weihe durch Hermann von 
Köln erhalten. Karl erschien jetzt in Lothringen, und vielleicht 
wurde damals Giselbrecht von seinen Großen verlassen. Doch 
Lothringen genügte dem Westfranken nicht, er wollte sich auch das 
Elsaß unterwerfen und überschritt die Grenzen, die ihm der Vertrag 
von Verdun gezogen; mit einem Heere erschien er bei Worms, also 
in Franken. Jetzt lagen die Verhältnisse gerade so wie im Anfang 
von Konrads Regierung: Kaum war Rudolf von Burgund aus dem 
Süden des Reiches vertrieben, so siel im Westen der westfränkische 
König ein. 
Indes König Heinrichs Anwesenheit war diesmal gar nicht von¬ 
nöten. Seine Getreuen sammelten sich in Worms, heißt es, und 
Karl suchte sein Heil in schimpflicher Flucht. Heinricht hielt dann 
noch im November 920 eine Versammlung seiner Großen zu Seel¬ 
heim in Hessen ab. Vielleicht wurde hier über die Maßregeln gegen 
Karl beraten. Doch wir wissen nicht, ob die Versammlung vor oder
	        
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