Das mittelalterliche Heerwesen. Enldeckungen.
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von ihrem monatlichen Sold oder Lohn. Meist bestand ein Söldner¬
heer aus rohem, arbeitsscheuem Gesindel, das sich aus aller Herren
Länder zusammenfand, und dem es gleichgiltig war, welchem Herrn es
diente. Ihre freie Zeit brachten die Söldner mit Raubeu, Plündern
und Morden, mit Spiel- und Trinkgelagen bin.
Kaiser Maximilian führte eine Verbesserung des Heerwesens ein.
Er nahm nur Söldner ans, die aus deu kaiserlichen Landen stammten
und daher mehr Liebe zu ihrem Berns haben konnten, sie hießen Lands¬
knecht e. Die verheirateten Landsknechte wurden von ihren Frauen
in den Krieg begleitet; kochten und nähten und die Pflege der
Verwundeten übernahmen.
27. Entdeckungen.
a) Seeweg itfldj Ostindien. Die Hansa war reich geworden durch
ihre feste Verbindung mit dem Handel Indiens. Da die indischen
Waren, wie: Seide. Baumwolle, Reis. Gewürze, Elfenbein, Perlen,
einen großen Umweg entweder über Kleinasien oder über den arabischen
Meerbusen nehmen mußten, waren sie durch den Zwischenhandel sehr
teuer. Man suchte daher nach einem Seewege, der direkt nach Indien
führte. Am eifrigsten zeigten sich die Portugiesen unter Prinz Heinrich,
doch starb dieser, bevor es feinem Landsmanne D i a z gelang, die Süd-
fpitze Afrikas zu umschiffen. Vasco de Gama war der erste Euro¬
päer, der auf diesem Wege nach dem reichen Indien gelangte. Die
Folge davon war, daß ein großer Teil des hanseatischen Handels auf
die Portugiesen überging.
b) Entdeckung Amerikas. 1492. Die folgenreichste Entdeckung
war die von Amerika durch Christoph Ko lu m b it s. In der See¬
stadt Genna geboren, trieb ihn schon frühzeitig die Seemannslust nach
Lissabon. Hier verheiratete er sich mit der Tochter eines berühmten
Seefahrers, dessen Seekarten er fleißig studierte. Auch Kolumbus suhlte
sich von dem Drange beseelt, den kürzesten Weg nach Indien zu finden.
Er meinte, da die Erde eine Kugelgestalt habe, müsse man, wenn immer
noch Westen gesteuert werde, Indien erreichen, ohne daß man erst Süd¬
afrika zu umschiffen brauche.
Er trug deu Plan seiner Vaterstadt, dann Portugal vor, doch
waren seine Bemühungen um Unterstützung vergeblich. Nach achtjährigem
Harren bewilligte ihm Spanien endlich drei Schiffe. Bei der Abreise
fangen die Matrosen lustig ihre Lieder. Je länger aber die Fahrt
dauerte und immer noch kein Land zu entdecken war, desto verdrießlicher
wurden die Mannschaften. Sie gerieten in Besorgnis, man möchte
den Heimweg nicht wieder finden. Ja. es wird erzählt, die Matrosen
hätten beschlossen gehabt, Kolumbus ins Meer zu werfen, falls er nicht
umkehre. Da, am frühen Morgen des 12. Oktober 1492, erscholl aus
dem Mastkorbe de? Ruf: „Land! Land!" Alle waren voll Wonne
und Rührung, sie stürzten einander in die Arme, unb aus voller Seele
fangen sie: „Herr Gott, dich loben wir!"