Die brandenburgischen Fürsten. lw z
ließ die Milch auf dem „Molkenmarkt" verkaufen unb verwendete den
Ertrag zur Gründung der Schloßapotheke in Berlin, die armen
Kranken unentgeltlich Arznei reichte.
d) Johann Sigismund (1608—1619). Was Joachim II. ange¬
strebt hatte, sollte von Johann Sigismund ausgeführt werden, nninltch
die Einverleibung Preußens in den brandenburgischen Staat.
Der zweite Herzog von Preußen war bald nach seinem Regierungv-
antritte in Trübsinn verfallen. Kurfürst Joachim Friedrich wurde Vor¬
mund des Herzogs und Statthalter in Preußen.
Der Herzog hinterließ nur Töchter; von denen die älteste an
Joachim Friedrichs Sohn. Johann Sigismund vermählt war. Nach dem
Tode seines Vaters erhielt Johann Sigismund die Vormundschaft über
den kranken Herzog, und als dieser 1618 starb, fiel Preußen für
immer au den brandenburgischen Staat.
Des Herzogs Gemahlin, die Schwiegermutter Johann Sigismunds,
hatte sich bei ihrer Verheiratung die Erbfolge in dem Herzogtum Kleve,
zu welchem Jülich, Berg, Mark und Ravensberg gehörten, ausdrücklich
vorbehalten, da keine männlichen Erben vorhanden waren. Daher nahm
nach dem Aussterben der Manneslinie Johann Sigismund als recht¬
mäßiger Erbe der Herzogin von Preußen Kleve in Besitz.
Nun trat der Prinz von Psalz-Neuburg, der Sohn einer jüngeren
Schwester des verstorbenen Herzogs von Kleve, mit Erbansprüchen aus.
Der drohenden Einmischung des Kaisers vorzubeugen, einigten sich die
beiden Erben und verwalteten das Land gemeinschaftlich. Der Frieden
zwischen ihnen dauerte nicht lange. Doch bevor es zum Kriege kam,
schlossen der Kurfürst und der Pfalzgraf zu Xanten (1614) einen
Vertrag, nach welchem Jülich und Berg an Pfalz-Neuburg, Kleve,
Mark und und Ravensberg an Brandenburg fielen. So hatte
Johann Sigismund zwei wichtige Länder im Osten und Westen für
Brandenburg erworben.
6) Georg Wilhelm (1619 —1640). Unter diesem schwachen,
seiner Zeit nicht gewachsenen Kurfürsten brach der dreißigjährige Krieg
aus. Seilte Unentschiedenheit — er wollte es weder mit dem Kaiser,
noch mit seinen Glaubensgenossen verderben — brachte über Branden¬
burg großes Unglück, denn schonungslos fielen nun beide Parteien über
das arme Land her. Dazu war der Ratgeber des Kurfürsten, der
katholische Schwarzenberg, ein talentloser, im Solde des Kaisers
stehender Mann. Als Gustav Adolf den Kurfürsten, seinen Schwager,
aufforderte, ein Bündnis mit ihm zum Schutze der evangelischen Sache
zu schließen, schwankte Georg Wilhelm lange hin und her. Da
rückte Gustav Adolf vor Berlin und drohte, die Stadt niederzuschießen,
wenn der Kursürst die Festungen Spandau und Küstrin ihm nicht über¬
lassen wolle. In seiner Angst sagte Georg Wilheliy zu. Sogleich
zogen bie Schweden auf Magdeburg zu, das von den Kaiserlichen be¬
lagert wurde. Ehe Gustav Adols aber herankommen konnte, war es
bereits zerstört.