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303 Deutschland 
gehört zu den schönsten Ländern, welche die Sonne in ihrem Laufe 
begrüßt. Unter einem gemäßigten Himmel, unbekannt mit der sengen¬ 
den Luft des Südens, wie mit der Erstarrung nördlicher Gegenden, 
bringt es Alles hervor, was der Mensch bedarf, ohne ihn zn ver¬ 
weichlichen, zu verhärten, zu verderben. Der Boden ist fähig zu jeg¬ 
lichem Anbau. Unter dem bleibenden Schnee der Alpen dehnen sich 
die herrlichsten Weiden aus; an der kahlen Felswand zieht sich ein 
üppiges Thal hinweg ; neben Moor und Haide erfreuen das Auge be§' 
Menschen die kräftigsten Fluren, geeignet zu den schönsten Saatfeldern 
und zu den herrlichsten Erzeugnissen des Gartenbaues. Fruchtbäume 
prangen in unermeßlicher Menge und in jeglicher Art, vom sauern 
Holzapfel bis zur lieblichen Pfirsiche, und Weinreben zieren die Hügel 
und Abhänge der Berge. Kein reißendes Thier schrecket, kein giftiges 
Gewürm drohet, kein häßliches Ungeziefer quälet. Aber Ueberfluß ge¬ 
währt das Land an nützlichem Vieh, an kleinem wie an großem, für 
des Menschen Arbeit, Zwecke und Genüsse. Das Schaf trägt Wolle 
für das feinste Gespinnst; der Stier verkündigt Kraft und Stärke in 
Bau und Gestalt; das Pferd geht tüchtig einher im Fuhrwerk, prächtig 
vor dem Wagen des Großen und stolz als Kämpfroß unter dem 
Krieger; die Biene sammelt auf den blumenreichen Wiesen und Matten 
große Vorräthe Honig, und selbst die zarte Seidenraupe wird auf 
deutschen Boden heimisch und fertigt ihr kostbares Gespinnst. In 
ihrem Innern birgt die Erde große und reiche Schätze. Aus vielen 
unerschöpflichen Quellen sprudelt sie freiwillig dem Menschen Heilung 
zu. Den fleißigen Bergmann belohnet sie bald mit dem edelsten Ge¬ 
würze, dem Salze, bald mit Silber und Gold, hinreichend für den 
Verkehr und die Verzierung, bald mit Eisen in Menge, dem Manne 
zur Waffe und Wehr, zu Schutz und Schirm dem Volke. Ein solches 
Land, mit so reichen Gaben, Eigenschaften und Kräften ausgestattet, 
ist von der Natur unverkennbar bestimmt, ein großes, starkes Volk 
zu ernähren in Einfalt und Tugend, und eine hohe Bildung des Geistes 
in diesem Volke durch Uebung und Anstrengung zu erzeugen, zu er¬ 
halten, zu fördern. 
Der südliche Theil Deutschlands ist gebirgig, der nördliche eben. 
Fast in der Mitte erhebt sich das Fichtelgebirg, östlich davon der 
Böhmerwald, mit dem wieder das mährische Gebirg, das 
Riesen- und Erz gebirg zusammenhängt. Die Tyr vier Alpen, 
die rauhe Alp und der Schwarzwald liegen südlich und südwest¬ 
lich vom Fichtelgebirg. An Flüssen ist Deutschland überreich; 500 
durchströmen dasselbe, wovon 60 schiffbar sind. Hauptflüsse sind: 
Der Rhein; er entspringt auf dem St. Gotthard, hat einen Lauf 
von 190 Meilen, nimmt die Nebenslüffe Neckar, Main, Lahn, Mosel 
mit Saar, Sieg, Wupper, Ruhr und Lippe auf, und ergießt sich in
	        
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