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Im Volk und Vaterland ist sie heimisch und bleibt mit ihnen immer im innigste
Bunde. Auch gedeiht sie nur unter selbständigen Völkern und gehört auch m
ulei Leute. Der Stlavenleib ist für die menschliche Seele nur in Zwinger unl
erker. —
Iede Turnanstalt ist ein Tummelplatz leiblicher Kraft, eine Erwerbschule mant
licher Ringfertigkeit ein Wettplan der Ritterlichkeit, Erziehungsnachhilfe, Gesundheit
pflege und öffentliche Wohlthat; sie ist Lehrr und Lernanstalt zugleich in änem seten
Wechselgetriebe. Zeigen, Vormachen, Unterweisen, Selbstbersuchen, Ueben, Wettüben
und Weiterlehren folgen in einein Kreislauf. Die Turner haben daher die Sach
nicht vom Hörensagen, sie haben kein fliegendes Wort aufgefangen: sie haben da
Werk erlebt, eingelebt, versuͤcht, geübt, geprüft, erprobt, erfahren und mit durchge
macht. Das erweckt alle schlummernden Kräfte, verleiht Selbstvertrauen und Zube
sicht, die den Muth niemals im Elende lassen. Nur langsam steigert sich die
allmählich ist die Stärke gewachsen, nach und nach die Fertigkeit gewonnen, oft eil
schwer Stück vergeblich versucht, bis es nach harter Arbeit, saurer Mühe und rastlosen
Fleiß endlich gelungen. Das bringt das Wollen durch die Irrwege der Willele
zum folgerechten Willen, zum Ausharren, worin aller Sieg ruht. Man trägt ei
göttliches Gefühl in der Brust, sobald man erst weiß, daß man etwas kann, went
man nur will. Gesehen haben, was anderen endlich möglich geworden, gewährt
freudige Hoffnung, es auch zu leisten. In der Turngemeinschaft wird der Wage mul
heimisch. Da wird alle Anstrengung leicht, und die Last Lust, wo andere mil
wetturnen. Einer erstarkt bei der Arbeit an den anderen, stählt sich an ihrel
Kraft, ermuthigt sich und richtet sich empor. Ein Beispiel wird so das Vorbild
uelber als tausend Lehren. Eine echte That ist noch nie ohne Nachkommel
geblieben.
Ohne eine Turnanstalt sollte billig keine namhafte Stadt in deutschen Landel
forthin bleiben. Den Einwurf: „Es kostet was“ loönnen nu Tröpfe borbring
die gern als Köpfe spuken möchten. Menschen werden gezählt, Männer gewogen und
sind nicht zu erdrillen.
Auch der kleinste Ort könnte und sollte von rechtswegen, wenn er eine Schult
hat, auch nach seinen beschränkteren Bedürfnissen einen Türnplatz haben. In jedem
Kirchspiele des platten Landes müßte wenigstens ein vollständiger Turnplatz fein, wo
sich dann aus den größeren und kleineren Ortschaften die turnfähige Jugend zu⸗
sammenfinde und in jugendlichem Wetturnen versuche. Wenigstens an den Denktagel
der Erlösung, Auferstehung und Rettung des deutschen Volkes sollte dazu Rat
werden. Der 31. März 18. Junius, und 18. Dktober sind recht sentn
zu großen Turntagen gewonnen. Im Laufe der Zeit können gar leicht au—
diesen kleinen Anfängen größere Feste werden. Wenn dann die gesamte Jugend
erst eingeturnt ist, so wandern die Turnfertigsten aus dem kleineren Ort in den zri⸗
ßeren, von dort am folgenden großen Turntage die Preiserringer zur Gaustadt
und so an jedem kommenden Feste ünmer weiter zur Marl- und Landesstadt. bis sig
n besten Turner des ganzen Volkes am großen Hauptfeste in der Haupt
adt treffen.
Von der Erlernung und Achtung der Muttersprache.
In eine Sprache wird man nur groß. Homer und das ganze mustergültige Altel
thum, Ariosto, Tasso, Cervantes und Shakespeare verplapperten gewißlich nicht ihre Muttel
sprache m fremden Wörtern. Sprechen ohne Sprache; Sprachen können und doch keine
einzige in seiner Gewalt haben; wissen, wie Brot in allen Sprachen heißt, es aber il
keiner verdienen; Rabennachsprechen, Staarmätzigkeit und Papageienkunst — entstellen
kein Volk so sehr, als das deutsche, und unglücklicherweise finden wir diese Mißgeburten
schön, wie manche Gebirgsleute ihre Kröpfe. Unsere Affenliebe für fremde Sprachen, mit