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was er machen sollte, am wenigsten der brave Commandeur,
der sein Pulver zu früh verschossen hatte. Es wäre wohl
ein peinlicher Austritt entstanden, wenn nicht zum Glück
unter den Zuschauern sich ein Garde-Ulan aus Potsdam
befunden hätte, der gerade auf Urlaub anwesend war. An
diesen richtete der König einige Fragen und fuhr dann werter,
augenscheinlich ergötzt über den Empfang."
„Ich stütze mich auf meinen Bruder."
Der Oberjägermeister Graf Asseburg besitzt eine alte
Burg im Harz, Falkenstein genannt, die hoch auf einem
Felsen in wilder Umgebung liegt. Ein Zimmer darin heißt
noch heute das Königszimmer, weil der König es benutzte,
wenn er dort auf der Jagd war. Einmal, als der König
sich wieder dort aufhielt, brachte ein junger Mann den
von ihm in Elfenbein geschnitzten, sehr ähnlichen Kopf des
späteren Kaisers Wilhelm I. nach Falkenstein und bot ihn
den Herren vom Gefolge des Königs zum Kauf an. Einer
kaufte ihn auch und sagte: „Ich möchte ihn wohl Sr.
Majestät überreichen, aber ich weiß nicht, ob ich's wagen
soll." „Ei," sagte Graf Asseburg, „lassen Sie ihn mir ab,
ich werde einen Stock aus meinem Eichenwalde schneiden,
den Kopf als Knopf darauf befestigen lassen und ihn so
Sr. Majestät überreichen." Das geschah. Der König nahm
den Stock mit sichtlichem Vergnügen, benutzte ihn gleich und
sagte, indem er sich darauf stützte: „Was das für eine
Freude ist, daß ich mich so auf meinen Bruder
stützen kann!"
Königin Elisabeth,
geb. 13. November 1801, gest. 14. Dezember 1873.
Wohlthätigkeit der Königin Elisabeth.
Für Arme und Notleidende spendete die Königin fort¬
gesetzt große Summen, und ihre Kasse war oft so leer, daß
für die eigenen Bedürfnisse nichts übrig blieb. Als einmal