Full text: Deutsches Lesebuch für die mittleren Klassen von Gymnasien und Realschulen

8. Rettung eines Hugenottenknaben 
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Leichname der Ermordeten ihres Glaubens, die man in die 
Seine warf. Der Hauptmann aber brachte sie in sein Haus 
und liess sich das Ehrenwort geben, dass weder Herr de la 
Force, noch eines seiner Kinder sich entfernen wollten, bevor 
das Lösegeld bezahlt wäre. Dann ging er weiter, um ander¬ 
wärts zu plündern. 
Herr de la Force schickte nun sogleich einen der Diener 
zu seiner Schwägerin, um ihr zu melden, was ihm begegnet 
sei, und sie zugleich zu bitten, ihm die Summe Geldes zu 
schicken, die er für seine Lösung versprochen; worauf sie ihm 
sagen liess, sie hoffe, diese Summe bis zum nächsten Tage 
zusammenzubringen; aber seine Gefangennehmung sei schon 
bekannt und sie fürchte für sein Leben, wenn es dem Könige 
zu Ohren käme. Dasselbe bestätigte ihm auch der Diener in sei¬ 
nem eigenen Namen und beschwor seinen Herrn, sich aus 
diesem Hause zu retten; worauf sich auch die beiden Soldaten, 
die der Hauptmann bei ihnen gelassen, erboten, ihn mit den 
Seinigen an einen andern Ort zu bringen und, was sie nur 
sonst vermöchten, für seine Rettung zu thun. Auf alle diese 
Vorstellungen antwortete Herr de la Force: „Ich habe mein 
Wort gegeben; dieses kann ich nicht brechen, sondern bin 
entschlossen, zu erwarten, was Gott über mich und über diese 
Kinder verhängt.“ Dann bat ihn der Diener wieder, er möchte 
ihm wenigstens erlauben, da die Sachen so schlimm ständen, 
die Kinder zu retten. Doch blieb er fest bei seinen Worten und 
setzte hinzu, es werde geschehen, was Gott beschlossen habe. 
An dem Abende endlich, wo das bedungene Lösegeld 
ausgezahlt werden sollte, kam der Graf Coconas mit dreissig 
oder vierzig schweizerischen und französischen Soldaten in 
das Haus und sagte zu Herrn de la Force, der Bruder des 
Königs hätte vernommen, dass er in diesem Hause gefangen 
wäre, und wünschte ihn zu sprechen. Zugleich nahm diese 
Bande den Gefangenen Mäntel und Mützen ab, und sie sahen 
daraus, dass man die Absicht hatte, sie zu ermorden; worauf 
sich Herr de la Force über Wortbrüchigkeit beklagte, da 
man ihm Befreiung zugesagt habe und er das bedungene Geld 
erwarte. 
Während dem sprach der jüngere Sohn, der in seinem 
dreizehnten Jahre stand, unablässig zu dieser Rotte, schalt sie 
wegen ihrer Treulosigkeit und sprach seinem Vater Muth zu. 
Dieser Knabe versicherte in der Folge, er habe die feste Ueber-
	        
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