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"Die soll Er auch haben," erwiderte der König, „aber
nnn mache Er keinen Vers mehr, sonst möchte er König und
ich Leutnant werden."
„Nehme Er den Orden gleich mit."
General Seydlitz erstattete einst Friedrich II. Bericht
über eines jener kleinen Gefechte, wie sie fast täglich im
siebenjährigen Kriege vorfielen, und erwähnte dabei eines
Leutnants, der sich durch gute Anführung und musterhafte
Tapferkeit ausgezeichnet und daher wohl einen Orden ver¬
dient habe. Der König ließ den jungen Mann zu sich be¬
scheiden und sagte freundlich zu ihm: „Er hat sich, wie ich
gehört habe, brav gehalten. Ich will Ihn dafür belohnen.
Hier liegen hundert Friedrichsdor und hier der Verdienst¬
orden. Wähle Er!" Ohne sich einen Augenblick zu be¬
denken, griff der Offizier nach dem Gelde.' „Ehre scheint
Er doch nicht im Leibe zu haben," sagte der König un¬
willig. „Verzeihen Ew. Majestät," erwiderte der Offizier
freimütig, „ich habe Schulden, und die Ehre verlangt, daß
ich zunächst diese bezahle. Den Orden werde ich mir auch
schon in einigen Tagen nachholen." „Brav, mein Sohn,"
sagte der König, ihm auf die Schulter klopfend, „nehme
Er den Orden auch nur gleich mit. Er verdient ihn."
Friedrich der Große und der Rekrut.
Im Laufe des siebenjährigen Krieges ritt der König
eines Morgens aus, die Lagerposteu zu besuchen. In der
Reihe der Schildwachen tras er auf einen jungen Märker,
der auf seinem Posten gleichmütig hin- und herging und
dem nahenden König ziemlich gelassen die militärischen Ehren¬
bezeugungen machte. Friedrich begann das Gespräch mit
dem jungen Krieger, dessen Unbefangenheit und Naivität ihn
sehr belustigte. „Warum rauchst du bei der kühlen Morgen¬
luft nicht ein Pfeifchen?" fragte der König.
„Das darf ich nicht."
„Warum nicht?"
„Mein Kapitän hat es mir verboten."
„Rauche! Ich erlaube es dir."