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Einblick in das Verhältnis des Königs zu seinen Soldaten
hoher und niederer Stellung thun läßt.
So erzählte er denn von einem Kampfe bei einem
nächtlichen feindlichen Überfall und schilderte alles bis in
die kleinsten Nebenumstände mit der größten Lebhaftigkeit
und Anschaulichkeit, ließ aber dabei seiner Einbildungskraft
den Zügel schießen und sogar etwas mehr, als die strenge
Wirklichkeit gutheißen konnte.
Zieten, der alte Kriegsheld, saß dabei. Er war ge¬
rade bei diesem Kampfe besonders beteiligt gewesen, und sein
Gedächtnis war hier treuer als das des Königs.
„Halten Ew. Majestät zu Gnaden!" hub der alte,
ehrwürdige Held an, „so ist die Sache nicht gewesen, sie
trug sich ganz anders zu."
„Nun, so erzähl' Er mal!" sagte der König, nicht
wenig gereizt.
Zieten erzählte die Sache, wie er sie erlebt hatte und
wußte. Unwillig rief der König: „Das ist nicht wahr!
Will Er's besser wissen als ich?"
„In diesem Falle ja, Ew. Majestät," sagte Zieten
fest und mit männlichem Ernste; „denn ich selbst habe den
Überfall erlitten und den Kampf ausgeführt! Da sehe ich
eben im Nebenzimmer den wachehabenden Wachtmeister Krüger
von meinem Regiments," fuhr Zieten fort, „der hat bei dieser
Gelegenheit an meiner Seite brav gefochten. Wollen Ew.
Majestät mir nicht glauben, so gestatten Sie, daß Krüger,
der nicht weiß, wovon die Rede ist, herantrete und die Sache
erzähle."
„Gut," sagte der König ärgerlich, „dann wird Er's
hören!" Mit festem Tritt und kühnem Blick und echt sol¬
datischer Haltung trat der Wachtmeister vor seinen König;
er hatte so recht eigentlich das volle Gepräge der Zeit des
siebenjährigen Krieges. Der König betrachtete ihn mit Wohl¬
gefallen, und sein Unmut über Zietens Berichtigung seiner
Darstellung war im Schwinden.
Keine Furcht war in den Zügen des tapfern Husaren
zu bemerken. Er stand ja vor „Papa Fritz", wie die alten
Soldaten den König nannten, und vor dem hatte er ja schon
mehr als einmal gestanden.