Full text: Das Haus Hohenzollern

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Voller Freude kehrte Gerlach in seinen Dienst zurück, 
und die amtliche Mitteilung, daß er wegen unbefugten 
Blasens im Dienst in eine Ordnungsstrafe von drei Mark 
genommen worden sei, bereitete ihm keine großen Schmerzen. 
Daß so etwas kommen würde, hatte er ja schon geahnt, denn 
Übertretungen der Dienstvorschriften bleiben einmal in Preu¬ 
ßen, selbst wenn der Kaiser solche in leutseliger Weise über¬ 
sieht, nicht unbestraft. 
Ein Patenkind des Kaisers. 
Ein allerliebster Zwischenfall trug sich bei der Abreise 
des Kaiferpaares im Jahre 1889 in' Straßburg zu. Als 
die Majestäten am Bahnhöfe aussteigen wollten, trat die 
Gattin des pensionierten Gendarmen Dobrick vor, auf den 
Armen ein weiß gekleidetes Kind haltend, welches mit seinen 
kleinen Händen der Kaiserin einen Blumenstrauß entgegen¬ 
streckte. Die hohe Frau nahm den Blumenstrauß entgegen 
und rief auf die Bemerkung der Mutter, der Kleine sei ein 
Patenkind des Kaisers, ihrem Gemahl zu: „Du. Wilhelm, 
komm doch einmal her und sieh den prächtigen Jungen." 
Der Kaiser, welcher inzwischen ausgestiegen war, drückte 
der Frau Dobrick die Hand, dankte für den Strauß und 
sagte: „Wie viele Kinder haben Sie denn, liebe Frau?" — 
„Neun, Majestät!" — „Alles Jungen?" - „Nein, Ma¬ 
jestät, zwei Mädchen, aber sieben Buben. Dieser hier ist 
der siebente, und da haben Majestät die Gnade gehabt, die 
Patenschaft anzunehmen." — „Ach ja. ich erinnere mich. 
Wie alt ist denn der Älteste?" — „Dreizehn Jahre, Ma¬ 
jestät, er ist jetzt in der Militär-Anstalt in Annaburg." - 
„So, das ist schön, und wie alt ist denn der Jüngste,' dieser 
hier?" — „Am Tage, an dem Majestät hier eingezogen, 
ist er vierzehn Monate geworden." — „Na, das ist ja ein 
prächtiger kleiner Kerl für sein Alter, der giebt mal einen 
strammen Soldaten. Ich werde mich seiner erinnern," sagte 
der Kaiser und reichte nochmals der Mutter die Hand, wäh¬ 
rend der kleine Wilhelm ganz unbefangen an den glänzenden 
Knöpfen der Uniform des Kaisers drehte, was dieser sich 
mit bester Laune von seinem Paten gefallen ließ.
	        
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