Full text: Das Haus Hohenzollern

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Prinzessin werden möchte, dann will ich mich gern 
ihrer annehmen." 
Daraus erzählte Prinzeß Viktoria alles, was ihr der 
Professor mitgeteilt hatte, ihrer erlauchten Mutter, der Her¬ 
zogin Adelheid, und nach wenigen Tagen kehrte in die arme 
Webersamilie neues Leben ein. Nachdem die Prinzessin in 
Gemeinschaft mit der hohen Mutter die Verhältnisse des 
armen Webers untersucht hatte, ließen sie es an Gaben 
der Liebe und Barmherzigkeit nicht fehlen. Durch 
geeignete Mittel waren Not und Kranheit bald 
gehoben, und die Sonne der Freude schien wieder 
durch die Fenster der vormals Betrübten. 
Die drei „K" der Kaiserin Auguste Viktoria. 
In seiner Skizze über die deutsche Kaiserin bezieht 
Arthur Warreu in »The Woman at home« sich aus 
einen Ausspruch des Kaisers Wilhelm II., der da sagt. er 
könne nichts Besseres für die Wohlfahrt seines Landes denken, 
als daß jedes deutsche Mädchen der Vorliebe der Kaiserin 
folgen und gleich dieser sein Leben der Pflege der drei „K" 
widmen würde: Kinder, Kirche und Küche. Der Kaiser 
verabscheut emancipierte Frauen und zieht eine Gattin, die 
Konfitüren zu machen weiß, einer solchen, die Regierungs¬ 
fragen zu beurteilen versteht, bei weitem vor. Die Kaiserin 
erfüllt diese Ansprüche vollkommen; sie legt trefflich Obst 
ein und kümmert sich nicht im geringsten um Politik. Sie 
geht um HalbzeHn zu Bett und steht um sechs auf. Gespeist 
wird um ein Uhr, um acht wird ein einfaches Nachtessen 
eingenommen. Sie überwacht ihre sieben Kinder — sechs 
Knaben und ein Mädchen — sorgsam beim Lernen wie beim 
Spielen. Auch um die Dienerschaft kümmert sie sich, und eine 
der wenigen von ihr bekannten Äußerungen gilt der Dienst- 
botenfrage. Sie lautet: „Nach meiner Ansicht entspringt 
der unbefriedigende Zustand unserer Dienstleute 
dem Umstande, daß die Hausfrauen sich zu wenig 
um ihr Wohlergehen kümmern. Die hauptsächlichste 
Klage der Dienerschaft geht dahin, daß sie viel Arbeits¬ 
stunden und zu wenig persönliche Freiheit haben. Aber
	        
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