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alt. Er hatte frühzeitig an der Regierung teilgenommen
und Land und Leute kennen zu lernen gesucht. Hierdurch
war er auf seine hohe Stellung vorbereitet, und die
Herzen schlugen ihm in froher Hoffnung entgegen. Er
war ein leutseliger Fürst, der nur das Wohl seiner
Unterthanen suchte und Not und Elend linderte, wo dies
möglich war. Er beförderte Ackerbau, Handel und Ge¬
werbe und baute Landstraßen und Eisenbahnen. Be¬
sonders hat er viel für Kirchen und Schulen gethan.
Vorzüglich war er ein Beschützer von Wissenschaft und
Kunst. Ihm haben wir es zu verdanken, daß die höchste
und schönste Kirche auf Gottes Erdboden, der Dom zu
Köln, weiter gebaut wurde und heute fertig dasteht. Auch
die Burg feiner Väter, die Burg Hohenzollern, ließ er
wieder prächtig aufbauen.
Im Jahre 1857 traf den König eine schwere Krank¬
heit. Sein Bruder, der spätere König Wilhelm I., re¬
gierte während derselben an seiner Stelle. Der Tod er¬
löste endlich den Monarchen von seinem schweren Leiden;
er starb am 2. Januar 1861.
35. Friedrich Wilhelm IV. unb sein Bruder.
Friedrich Wilhelm IV. hatte während seiner ganzen
Regierung an seinem Bruder Wilhelm den treuesten
Ratgeber und die kräftigste Stütze. Dies wußte er recht
wohl und sprach es auch einmal bei einer besondern
Gelegenheit gar finnig aus.
Einst erhielt der König einen hübschen Eichenstock zum
Geschenke. Auf demselben befand sich ein schöner, aus
Elfenbein geschnitzter Knopf. Dieser stellte seinen Bruder
Wilhelm vor, welcher damals noch Prinz von Preußen
war. Dem Monarchen gefiel der Stock gar sehr. Er
nahm ihn mit Vergnügen an und gebrauchte ihn sogleich
auf einem Spaziergange, indem er sagte: „Was ist es
doch eine Freude für mich, daß ich mich so auf meinen
Bruder stützen kann."