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und Dörfer. An seinem Aussehen erkennen die Leute der Umgegend, maß
für Wetter wird. „Wenn der Pfarrer auf dem Petersberge raucht," sagen
sie, „so giebt es Regen." In sehr alten Zeiten wurde die Höhe des
Berges von den heidnischen Anwohnern als Opferstätte benutzt. Im 12.
Jahrhundert erbaute Graf Dedo von Wettin ein Kloster und widmete es
dem Apostel Petrus, von dem der Berg seinen Namen trägt. Im Laufe
der Zeiten wurde das Kloster durch Feuer verheert. Jetzt ziert den Gipfel des
Berges die ausgebaute Klosterkirche, die König Friedrich Wilhelm IV. von
Preußen wieder herstellen ließ.
15. Die Beziehungen zwischen Bodenform, Bodenbeschaffen-
heit, Bewässerung, Pflanzeudecke und Nahruugsquellen
der Bewohner.
(Nachgewiesen an der Umgegend von Delitzsch; die klimatischen Eigen-
tümlichkeiten sind wegen des fast völlig ebenen Terrains unberücksichtigt
geblieben.)
1. Das Wasser fließt (nach einer früher gewonnenen Erkenntnis) stets
bergnnter. Wenn inan ein Hölzchen in den Lober wirft, so schwimmt es
von Delitzsch nach Bitterseld zu, alfo von 8 nach N. In der Umgegend
von Delitzsch senkt sich also der Boden von 8 nach N. So zeigt die
Hauptrichtung unseres Flusses die Senkung oder Abdach-
ung des Bodens an.
2. Der Lauf des Lobers bei der Anhöhe der Brauerei uud bei Schenken-
berg zeigt, wie das Wasser um eine in seinem Wege liegende Erhebung
herumfließen muß. So zeigen die Krümmungen unseres Flusses
die Erhöhungen des Bodens an.
3. Wo der Lober fließt, ist also der Boden am tiefsten. Nach der tiefsten
Stelle läuft alles Wasser und sammelt sich im Lober an. Wenn im Früh-
ling der Schnee schmilzt, oder wenn es im Sommer stark regnet, rinnt
so viel Wasser in den Lober, daß es endlich über die Ufer tritt und das
Land rechts und links vom Flusse überschwemmt. Wo aber der Boden
häufig überschwemmt wird, da vermag man keinen Ackerbau zu treibeu.
Dafür wächst an solchen Orten das Gras um so kräftiger uud deshalb
haben die Leute am Lober Wiesen angelegt (kurze Schilderung der Wiesen-
Wirtschaft). Vor Bitterfeld ist der teilweis seucbte Boden auch mit Laub-
Wald bestanden. Der Wald bildet die schöne Goitfche, wohin die Leute
zur Sommerszeit oft zum Vergnügen wandern.
4. Nach Bitterfeld hinüber giebt es Stellen, da tritt der weißliche Sand
aus der Erde hervor. Der Sandboden wird auch noch angebaut, aber
es gedeihen darauf nicht alle Ackergewächse. Weizen und Kohl gedeihen
gar nicht, und der Roggen bleibt klein. Dafür sieht man im Herbst die
wohlriechenden, gelben Lupinen, welche die Landleute als Dünger unter-
pflügen. Wo der Boden sehr sandig ist, gedeiht sehr gut die Kiefer. Deshalb
hat man diese Sandstriche zu Nadelwald gemacht, wie in der Spröda
und iu der Dübener Heide (kurze Schilderung der Waldwirtschaft).
5. Weuu man vou der Brauerei aus die Gegend überblickt, so sieht man,
daß der größte Teil der Umgegend Ackerboden ist. Da wird das Ge-
treibe hoch, da bant man Erbsen und Linsen, Kartoffeln und Kohl, au einer
Stelle dicht bei der Stadt auch Zuckerrüben. Der schönste Ackerboden be-