hielten nun mit einem Male nicht nur vollkommene Freiheit, Gott und
ihren Heiland auch äußerlich zu verehren, sondern sie wurden sogar vorge¬
zogen, mit Ehren überhäuft, herrliche Kirchen ihnen gebaut, und die Geist¬
lichen mit hoher Würde und Macht bekleidet. Das Christentum wurde
überhaupt zur Staatsreligion erhoben.
Helena. Aus großer Ehrfurcht für den Stifter der christlichen Reli¬
gion beschloß Konstantin, eine herrliche Kirche auf dem Ölberge bauen zu
lassen. Aber es war nicht leicht, die heiligen Örter, wo Jesus gekreuzigt
und begraben war. aufzufinden; denn Kaiser Hadrian hatte aus Haß gegen
die Christen die Stätten entweiht und unkenntlich gemacht. Um nun die
heiligen Plätze wieder aufzufinden und herzustellen, reifte die fromme Helena,
des Kaisers Mutter, selbst nach Jerusalem. Nach vielem Suchen fand sie
nach ihrer Meinung das Grab des Heilandes und ließ eine herrliche Kirche
darüber bauen.
Kirchenversammlung zuNieLa. 325 Konstantin berief nach Nicäa
in Kleinasien eine Kirchenversammlung, auf welcher das nicänische Glaubens¬
bekenntnis verfaßt wurde. Letzteres enthält die noch heute bei uns gültige
Lehre von der Dreieinigkeit Gottes und der Gottheit Christi und war
gegen die feindlichen Lehren des Arius gerichtet, welcher behauptete, daß
Christus nicht wahrhaftiger Gott, sondern nur das erste und höchste Geschöpf
Gottes fei; doch habe ihm Gott göttliche Ehre verliehen, daß er auch an¬
gebetet werden dürfe. Aus einem gewissen Aberglauben ließ Konstantin sich
erst kurz vor feinem Tode taufen.
Die vier Bischöfe zu Rom, Konstantinopel, Alexandrien und Antiochien
waren zu Konstantins Zeit die hervorragendsten. Später standen die Bischöfe
zu Rom und Konstantinopel in besonderem Ansehen. Mancherlei Umstände
trugen aber dazu bei, daß der römische Bischof zum Oberhaupt (Papst)
der ganzen Christenheit erhoben wurde.
Verlegung der Residenz nach Konstantinopel. Eine große Ver¬
änderung ging durch Konstantin mit Rom vor. Hier hatten bis dahin die
Kaiser gewohnt; er aber beschloß, die Residenz nach Byzanz zu verlegen,
weil diese Stadt mehr in der Mitte des römischen Reiches lag. Von ihm
erhielt nun auch die Stadt ihren Namen Konstantinopel, d. i. Konstantins
Stadt. Sie wurde mit großer Pracht ausgebaut, und der Kaiser that alles
mögliche, um recht viele Einwohner dahin zu ziehen. Außer seinem herrlichen
Paläste wurden nicht nur eine Menge Kirchen, sondern auch Privathäuser
auf feine Kosten erbaut, die er an feine Hofbeamten verschenkte. Er erteilte
denen, die sich hier niederließen, viele Freiheiten, ließ täglich Korn, Öl und
Speisen unter das Volk austeilen und erlangte dadurch auch wirklich, daß
die neue Residenz bald recht volkreich wurde. Alle heidnischen Tempel
wurden hier in christliche Kirchen verwandelt, und den Götzendienst schaffte
man in dieser Stadt ganz ab.
74. Julian -er Abtrünnige, f 363. Das Mönchswesen.
Das Ende -es römischen Reiches.
Julian der Abtrünnige, einer der Nachfolger Konstantins, ver¬
suchte es, dem Heidentum die Herrschaft wieder zu geben, indem er die
Christen mit Verachtung und Zurücksetzung behandelte. Die öffentlichen
Lehrstellen an hohen Schulen wurden von ihm nur mit Heiden besetzt.
Den Juden wollte er den Tempel zu Jerusalem ausbauen lassen, um die
Weissagung Christi: „Jerusalem wird zertreten werden von den
Heiden," zunichte zu machen. Doch das Unternehmen blieb unausgeführt,