— 67 -
Alexander in Wut, riß einem Trabanten die Lanze aus der Hand und
erstach den, der ihm das Leben gerettet hatte. Als er zur Besinnung kam,
erstarrte er fast vor Schrecken über seine That; er meinte aufs _ heftigste,
und drei Tage und drei Nächte lag er ohne Speise und Trank m feinem
Reit und ries unaufhörlich: „Klüus, Klitus!' .
Alexander in Indien 327. Bald darauf unternahm Alexander
einen Feldzug nach Indien und machte hier große Eroberungen. Einer
der Könige Indiens ward aufgefordert, sich zu ergeben Er erschien mit
edlem Austande und sprach zu Alexander: „Warum, o König, wollen wir
einander mit Mordgewehren versuchen, wenn du nicht gekommen bist, uns
Wasser und Korn zu nehmen? Um entbehrlicher Dinge willen, soll kem
vernünftiger Mensch Krieg führen und töten. Worin ich mehr habe, bin
ich gern bereit dir mitzuteilen, und das, woran es nur fehlt, schäme ich
mich nicht, von dir dankbar anzunehmen." Alexander antwortete: „Also
glaubst du, es sollte ganz ohne Streit unter uns abgehen? New, das ge¬
schieht nicht; ich werde mich von dir nicht an Großmut besiegen lassen.
Und Alexander gab ihm Kostbarkeiten, welche die indischen Geschenke weit
übertrafen. — Ein anderer indischer König, der sich tapfer verteidigt hatte,
mußte sich endlich ergeben. ,,Wie willst du behandelt sem? fragte ihn
Alexander. „Königlich," war die Antwort. „Erbitte dir etwas, sprach
Alexander. „In dem Worte königlich," sprach jener, ,fliegt alles was ich
zu erbitten habe." — Und Alexander gab ihm fern Gebiet wieder und
noch einen großen Teil der angrenzenden eroberten Lander dazu
Alexanders Rückkehr nnd Tod. Als Alexander jenseits des Indus
aekommeu war und noch immer weiter wollte, weigerten sich seine Soldaten,
ihm zu folgen; denn sie sehnten sich nach der Heimat zurück. Er ver¬
suchte, sie aufzumuntern; aber es erhob sich em grollendes Gemurmel, und
manche weinten. Da verschloß er sich unwillig drei Tage lang m fernem
Zelte und keiner durfte vor ihn kommen. Da aber die Soldaten trotzdem
bei ihrem Entschlüsse beharrten, begann er den Rückzug nach Persien. Die
eine Hälfte des Heeres zog zu Wasser, die andere aber unter Alexanders
Führung zu Lande. Unter den größten Mühen und Beschwerden wurde
das Vaterland erreicht. Der König nahm nun seinen Herrschersitz m
Babylon. Hier erkrankte er mitten in seinen großen Planen. Durch
die übermäßigen Anstrengungen verfiel er in ein hitziges Fieber und
starb 33 Jahre alt. Als man ihn aus seinem Sterbebette fragte, wen
er zu feinem Nachfolger bestimme, soll er geantwortet haben: „Den
^Sttexanders Nachfolger (Diadochen). Da Alexander keinen Erben
hinterließ, der die Regierung führen konnte, so gerieten feine Feldherren
unter einander in blutige Kriege, weil jeder nach der Herrschaft trachtete.
Endlich bildeten sich nach langen Kämpfen aus dem großen Erbe Alexanders
folgende Reiche: 1. Ägypten unter der Herrschaft der Ptolemäer,
2. Syrien unter den Seleucideu, 3. Macedonien, wozu auch Griechen¬
land gehörte. ., _
Griechenlands letztes Ringen. Wenngleich die Griechen sich zu
verschiedenen Malen von der Herrschaft der Macedonier loßreißen wollten,
gelang ihnen dieses doch nicht Dazu kam, daß sie sich selbst unter ein¬
ander' durch kleinliche Fehden schwächten. Der große Redner Demosthenes,
welcher ein heftiger Gegner des macedonischen Königshauses war, mußte
fliehen, und als man ihn in einem Tempel ereilte, tötete er sich durch
Gift, um nicht in die Hände feiner Feinde zu fallen. — Obwohl man die
Griechen allenthalben als Künstler, Lehrer und Söldner schätzte, sank das
5*