Full text: Geschichte der Griechen und Römer

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Alexander in Wut, riß einem Trabanten die Lanze aus der Hand und 
erstach den, der ihm das Leben gerettet hatte. Als er zur Besinnung kam, 
erstarrte er fast vor Schrecken über seine That; er meinte aufs _ heftigste, 
und drei Tage und drei Nächte lag er ohne Speise und Trank m feinem 
Reit und ries unaufhörlich: „Klüus, Klitus!' . 
Alexander in Indien 327. Bald darauf unternahm Alexander 
einen Feldzug nach Indien und machte hier große Eroberungen. Einer 
der Könige Indiens ward aufgefordert, sich zu ergeben Er erschien mit 
edlem Austande und sprach zu Alexander: „Warum, o König, wollen wir 
einander mit Mordgewehren versuchen, wenn du nicht gekommen bist, uns 
Wasser und Korn zu nehmen? Um entbehrlicher Dinge willen, soll kem 
vernünftiger Mensch Krieg führen und töten. Worin ich mehr habe, bin 
ich gern bereit dir mitzuteilen, und das, woran es nur fehlt, schäme ich 
mich nicht, von dir dankbar anzunehmen." Alexander antwortete: „Also 
glaubst du, es sollte ganz ohne Streit unter uns abgehen? New, das ge¬ 
schieht nicht; ich werde mich von dir nicht an Großmut besiegen lassen. 
Und Alexander gab ihm Kostbarkeiten, welche die indischen Geschenke weit 
übertrafen. — Ein anderer indischer König, der sich tapfer verteidigt hatte, 
mußte sich endlich ergeben. ,,Wie willst du behandelt sem? fragte ihn 
Alexander. „Königlich," war die Antwort. „Erbitte dir etwas, sprach 
Alexander. „In dem Worte königlich," sprach jener, ,fliegt alles was ich 
zu erbitten habe." — Und Alexander gab ihm fern Gebiet wieder und 
noch einen großen Teil der angrenzenden eroberten Lander dazu 
Alexanders Rückkehr nnd Tod. Als Alexander jenseits des Indus 
aekommeu war und noch immer weiter wollte, weigerten sich seine Soldaten, 
ihm zu folgen; denn sie sehnten sich nach der Heimat zurück. Er ver¬ 
suchte, sie aufzumuntern; aber es erhob sich em grollendes Gemurmel, und 
manche weinten. Da verschloß er sich unwillig drei Tage lang m fernem 
Zelte und keiner durfte vor ihn kommen. Da aber die Soldaten trotzdem 
bei ihrem Entschlüsse beharrten, begann er den Rückzug nach Persien. Die 
eine Hälfte des Heeres zog zu Wasser, die andere aber unter Alexanders 
Führung zu Lande. Unter den größten Mühen und Beschwerden wurde 
das Vaterland erreicht. Der König nahm nun seinen Herrschersitz m 
Babylon. Hier erkrankte er mitten in seinen großen Planen. Durch 
die übermäßigen Anstrengungen verfiel er in ein hitziges Fieber und 
starb 33 Jahre alt. Als man ihn aus seinem Sterbebette fragte, wen 
er zu feinem Nachfolger bestimme, soll er geantwortet haben: „Den 
^Sttexanders Nachfolger (Diadochen). Da Alexander keinen Erben 
hinterließ, der die Regierung führen konnte, so gerieten feine Feldherren 
unter einander in blutige Kriege, weil jeder nach der Herrschaft trachtete. 
Endlich bildeten sich nach langen Kämpfen aus dem großen Erbe Alexanders 
folgende Reiche: 1. Ägypten unter der Herrschaft der Ptolemäer, 
2. Syrien unter den Seleucideu, 3. Macedonien, wozu auch Griechen¬ 
land gehörte. ., _ 
Griechenlands letztes Ringen. Wenngleich die Griechen sich zu 
verschiedenen Malen von der Herrschaft der Macedonier loßreißen wollten, 
gelang ihnen dieses doch nicht Dazu kam, daß sie sich selbst unter ein¬ 
ander' durch kleinliche Fehden schwächten. Der große Redner Demosthenes, 
welcher ein heftiger Gegner des macedonischen Königshauses war, mußte 
fliehen, und als man ihn in einem Tempel ereilte, tötete er sich durch 
Gift, um nicht in die Hände feiner Feinde zu fallen. — Obwohl man die 
Griechen allenthalben als Künstler, Lehrer und Söldner schätzte, sank das 
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