Full text: Hilfsbuch für den Unterricht in der brandenburgisch-preußischen Geschichte

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hörte, seine Soldaten verlangten ihn noch einmal zu sehen, 
ließ er das Herr an seinem Sterbelager vorüberziehen; mühsam 
das glühende Haupt erhebend, nickte er seinen weinenden 
Treuen den Abschiedsgruß zu. Er starb im 33. Jahr seines 
323 Gebens in Babylon. Die Weissagung indischer Derwische 
v. Chr. war schnell in Erfüllung gegangen: „Du bist ein Mensch 
wie andere und willst so viel Land einnehmen und machst 
dir Uumuße und anderen. Bald wirst du davon nicht mehr 
besitzen, als nötig ist zu einem Grabe." 
6. Demosthenes' Ausgang und der Diadochen-Krieg. 
1. Alexanders Nachlaß, sein ungeheures Reich und 
Heer, verglich ein Grieche dem Cyelopen Polyphem, nachdem 
Odyssens ihn geblendet. Das Auge fehlte, die Leitung. 
Zuerst empörten sich die Griechen wider Antipatros. 
Im Kampf um die Thermopyleu fochten sie nicht unwert 
ihrer Ahnen. Aber Hilfstruppen, die aus Asien herbeieilten, 
brachten sie zum Weichen. Mit der Siegeshoffnung entsank 
ihnen der Mut. Athen lud die Verantwortung des Auf- 
staudes auf einzelne Wortführer und verurteilte sie zum Tode. 
Unter diesen war Demosthenes, den sein Volk kurz zuvor aus 
unverschuldeter Verbannung ehrenvoll zurückgerufen und im 
Peiraiens festlich eingeholt hatte. 
Jetzt verließ der letzte große Grieche die Vaterstadt, für 
die er fein Leben lang gekämpft und gelitten hatte., Im 
Asklepios-Tempel auf dem Jnselchen Kalanria nnweit Äginas 
entdeckte ihn der „Flüchtlingsjäger" Archias, ein verkommener 
Schauspieler. Unter dem Vorgeben, der Statthalter werde 
ihm kein Leid zufügen, suchte er ihn aus seinem Asi)L zu 
locken. „Archias", entgegnete der Redner, „deine Schau- 
spielerei hat mich nie berückt; deine Botschaft berückt mich 
auch nicht." Als der Häscher sich aufs Drohen legte, nahm 
Demosthenes unbemerkt Gift, das er feit langem bei sich trug, 
und bat, ihn hinauszuführen, damit sein Tod das Heiligtum 
322 nicht entweihe. Sein Volk, welches ihn vor Jahren mit dem 
v. Chr. goldenen Kranze geschmückt, errichtete ihm ein Standbild und 
gewährte dem Ältesten feines Hauses für immer die Speisung 
im Prytaueion. 
2. Inzwischen rief das makedonische Heer in Asien 
Alexanders schwachsinnigen Bruder Philipp zum König aus. 
Die wirkliche Herrschaft übte Perdikkas, der General der 
Garde, welchem der sterbende König seinen Siegelring ge- 
schenkt hatte. Eumeues, ein Grieche aus der Chersounes
	        
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