Full text: Hilfsbuch für den Unterricht in der brandenburgisch-preußischen Geschichte

1415 
bis 
1410 
20 Brandenburg unter Kurfürsten aus dem Hause Hohenzollern. 
B. Die hohenzollernschen Kurfürsten öis zur Bereinigung 
Menßens mit Brandenburg. 
Friedrich I. (1415—1440). 
Friedrichs Ernennung zum erblichen Hauptmann und obersten 
Verweser der Mark. Sigismund war durch die Regierung Ungarns 
und die Angelegenheiten des zerrütteten Deutschlands so in Anspruch 
genommen, daß er die Verwaltung der entlegenen Mark Branden¬ 
burg nicht selbst übernehmen wollte. Er bestellte den Burggrafen 
Friedrich VI. von Nürnberg im Jahre 1411 zu „einem rechten Obersten 
und allgemeinen Verweser und Hauptmann" derselben. Die oft er¬ 
probte Rechtschaffenheit und Thatkraft Friedrichs berechtigte zu dem 
Vertrauen, daß es ihm gelingen werde, die Mark aus dem Elende 
herauszuarbeiten, in das sie nicht ohne ihres Erbherrn Verschulden ge¬ 
raten war. Die Verweserschaft war von Anfang an nicht eine Beamten¬ 
stellung, sondern weit mehr die eines wirklichen Landesherrn. Alle 
Rechte und Einkünfte eines Markgrafen, mit alleiniger Ausnahme der 
Kur- und Erzkämmererwürde, gebührten dem Verweser. Auch sollte die 
Verweserschaft auf seine Nachkommen sich vererben, und selbst der Fall 
war vorgesehen, daß der sohnlose Sigismund vor Wenzel stürbe. Der 
letztere sollte dieselbe dann dem Burggrafen und seinen Erben nur nach 
Erlegung von 100 000 ungarischen Goldgulden (das Stück zu etwa 
8,50 Jto) als Entgelt für die zur Herstellung der Ruhe und Ordnung 
in der Mark aufgewandten Summen abnehmen dürfen. Mit dem 
Burggrafen Friedrich VI. kam in die Mark der Assanier ein 
Herrschergeschlecht, das in jahrhundertelanger Arbeit desKur- 
laudes Brandenburg, des Königreichs Preußen Wohl gewirkt 
und auf dem deutschen Kaiserthrone des alten Reiches Herr¬ 
lichkeit erneuert hat. 
Herstellung von Ruhe und Ordnung in der Mark. Als Friedrich 
in der Mark erschien, unterwarfen sich ihm wohl die Städte, allen voran 
Berlin, aber der zügellose Adel wollte sich ihm nicht beugen. „Nürn¬ 
berger Tand" nannten ihn die Fehderitter spottweise und prahlten: 
„Wenn es auch ein ganzes Jahr lang Burggrafen regnete, so sollte doch 
keiner in der Mark aufkommen!" Vergeblich blieben Friedrichs Er¬ 
mahnungen und Drohungen. Als sie ihre Räubereien ungescheut fort¬ 
setzten, beschritt er den Weg der Gewalt. Er schloß Bündnisse mit 
mehreren Nachbarfürsten und sicherte sich deren Beistand. Hieraus wurden 
plötzlich zu gleicher Zeit die Burgen der Landbeschädiger eingeschlossen. 
Die Belagerer führten Donnerbüchsen mit sich — die Sage nennt als 
eine solche die „faule Grete" — und diese schossen so gewaltige Kugeln, 
daß auch die stärksten Mauern nicht zu widerstehen vermochten. Zuerst 
fiel BurgFriesack, der Schlupfwinkel Dietrichs von Qmtzow; doch dieser 
selbst entkam. Dann mußte sich auch Plaue ergeben, wo Hans von 
Quitzow gefangen wurde. Ein gleiches Schicksal traf die übrigen
	        
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