Boiler und tausendstimmiger Jubelruf begleiteten die anfangs
langsam, nun immer schneller dahinrollenden wagen
Überall wurde von den aufgestellten Militärpiketts und
wachen salutiert, der Lokomotivführer aber durch ein mit
der Hand gegebenes Zeichen der in gewissen Entfernungen
aufgestellten Bahnwärter in Gewißheit gesetzt, daß alles
auf der Bahn in Ordnung sei. Man überflog querüber
den Schönefelder weg, dann die zunächst nach Taucha,
hierauf die nach Dresden führende Chaussee, bemerkte im
Zluge links Paunsdorf, entfernter rechts Engelsdorf, wiederum
links Sommerfeld und — war zwei Stunden von Leipzig
an der etwa 5 Minuten seitwärts vom Dorfe Klthen erbauten,
ebenfalls festlich geschmückten Restauration angelangt. Dieser
weg war auf der bis zu diesem Punkte sanft steigenden
Bahn, und ohne dag man die volle Dampfkraft angewendet
hatte, in 20 Minuten zurückgelegt worden. Die Rückfahrten
erforderten 4 bis 5 Minuten weniger Zeit. — Die An¬
kommenden wurden von den Tönen des hier befindlichen
vereinigten Musikchors begrüßt und zu einem vom Direk¬
torium veranstalteten Dejeuner eingeladen. Die von den
heitern Teilnehmern ausgesprochenen Toaste galten dem
Königl. Hause, den Organen der hohen Regierung, den
Anregern unö Beförderern des wichtigen Unternehmens,
freudig überraschte auch ein Lebehoch, was der Richter
aus Althen und ein Bauer aus Groß-Pößna im Hamen
ihrer Gemeinden der Leipzig-Dresdner Eisenbahn ausbrachten.
3. Rus einer Iohannispredigt des Pastors Beer
ZU Oberau für öte am Tunnelbau beschäftigten
Bergleute; 1857.
Durch (Euren Zleiß sönnt Ihr ein Großes dazu bei¬
tragen, daß der Bau der Eisenbahn beschleunigt, und die
Sorgen derjenigen beschwichtigt werde, die wegen dem
Umfange des Werkes am Gelingen zweifelten. Das Neue
und Große scheint oftmals unglaublich: aber mit außer¬
ordentlichen Mitteln lassen sich auch außerordentliche Zwecke
erreichen. So wird es auch hier geschehen. Die helden¬
mütigen Unternehmer sind nicht kleinmütig geworden,
als im Laufe der Arbeiten die Erfahrung lehrte, daß ein
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