Full text: Vorstufe des Geschichtsunterrichts in Volksschulen

hinan." Gesagt, getan. Im Nu war die Karre oben, so daß das 
Mütterchen kaum folgen konnte. Als sich die alte Frau bedanken 
wollte, waren die beiden Prinzessinnen schon davongeeilt. 
Die Kaiserin hilft einer armen Familie. 
Als unsere Kaiserin 16 Jahre alt war, wurde sie konfirmiert. 
Da wollte auch die Tochter eines armen Webers, die Martha hieß, 
die Prinzessin sehen und drängte sich in die Nähe der Kirchtür. Wie 
sie so hinschaute, entschlüpften ihr die Worte: „Könnte ich eine solche 
Prinzessin sein!" Ein älterer Herr, der daneben stand und. das hörte, 
fragte sie, warum sie das wünsche. Da gab sie zur Antwort, daß 
sie dann für ihren kranken Vater den Arzt holen wollte. Der Herr 
aber war ein Maler und unterrichtete die Prinzessin im Zeichnen. 
Als er am nächsten Tage aufs Schloß kam, fragte ihn die Prinzessin 
zufällig, ob er nicht jemand wisse, dem sie etwas Gutes tun könnte. 
Da nannte ihr der Maler die Familie des armen Webers. Sofort 
sorgte die Prinzessin für den kranken Vater und ließ der kleinen 
Martha eine gute Ausbildung geben. 
Das Gänsemädchen. 
Einmal begleitete unsere Kaiserin ihren Gemahl zu den Kriegs¬ 
übungen der Soldaten. An einem Abende ging sie auf der Wiese, 
hinter dem Schlosse, auf dem sie wohnte, spazieren. Da sah sie ein 
Mädchen sitzen, welches die Gänse hütete und weinte. Sie fragte: 
„Was fehlt dir, mein Kind?" Das Mädchen gab zur Antwort: 
„Ich wollte auch einmal die Kaiserin sehen; aber ich muß die Gänse 
hüten." Da fragte sie das Kind nach seinen Eltern. Es war aber 
ein Waisenkind und hatte keine Eltern mehr. Unterdes war ein älterer 
Herr näher gekommen. Die Kaiserin sagte zu ihm: „Das Kind will 
die Kaiserin sehen; wir wollen es mit ins Schloß nehmen." Das 
Mädchen hatte aber Kummer wegen der Gänse. Da nahm der alte 
Herr die Gerte und gab auf die Tiere acht, während das Mädchen 
mit der Kaiserin ins Schloß ging. Dort nahm die hohe Dame aus 
einem Kästchen eine Kapsel mit ihrem Bilde und hängte sie dem Mädchen 
um den Hals. Da erkannte es erst, daß es die Kaiserin selbst war. 
Hochbeglückt kehrte es zurück. Der alte Herr überließ dem Kinde- 
wieder das Federvieh, gab ihm die Gerte zurück und ein Geldstück 
dazu. Es war aber der Generalfeldmarfchall Graf Mo Icke, der indessen 
die Gänse gehütet hatte.
	        
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