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Inzwischen war es dunkel geworden, und der Kaiser kam zu einem
Wachtposten. Der Soldat grüßte, und der Kaiser fragte ihn, ob er
ein Geldgeschenk annehmen wolle. Der Soldat lehnte es ab; denn auf
Posten darf ein Soldat von niemand ein Geschenk annehmen. Da
fragte ihn der Kaiser, wie er es machen müsse, um ihm ein Geschenk
zukommen zu lassen. Der Soldat bat den Kaiser, das Geldstück neben
eine in der Nähe befindliche Steinfigur zu legen. Der Kaiser sagte nun:
„Da wirst du dir wohl vergnügte Feiertage machen." Der Soldat
erwiderte: „Nein, Majestät, ich werde es mir als Andenken aufheben."
Nun ging der Kaiser weg. Als der Soldat nach Ablauf der Wache die
Umgebung der Steinfigur absuchte, fand er ein neues Fünfmarkstück.
Scher; und Spiel gibt Lust ;u neuer Arbeit.
Der Kaiser achtet die Gesetze.
Einmal besuchte unser Kaiser seinen Freund, den Kaiser Franz
Joseph von Österreich. Er wollte den Übungen der Soldaten bei«
wohnen. Da erhielt er auch von einem Grafen, der in Ungarn große
Wälder hatte, eine Einladung zur Jagd. Der Kaiser sagte: „Ich
möchte wohl gern jagen, aber ich habe keine Jagdkarte, und die muß
ich in Ungarn haben." Der Graf erwiderte: „Wenn der deutsche
Kaiser hier jagen will, braucht er keine Jagdkarte." Da schüttelte
der Kaiser den Kopf und sagte: „Wenn das Gesetz die Jagdkarte vor¬
schreibt, muß ich es befolgen. Aber ich kann mir ja eine Karte lösen."
So geschah es auch. Dann erst nahm er an der Jagd teil.
Vor den Gesehen mutz matt Achtung haben.
Treue Soldaten des Kaisers.
Im Juli des Jahres 1896 ereignete sich ein großes Unglück.
Ein Kriegsschiff, das den Namen „Iltis" führte, war in einem fernen
Meere. Da geriet es eines Tages in einen Sturm, der das Schiff
auf den Wellen hin- und herwarf. Gegen Abend nach 10 Uhr erfolgte
ein Krach. Das Schiff war auf einen Felsen geschleudert und saß
fest. Es war beschädigt und lies bald voll Wasser. Dabei warf es
der Strom fortwährend gegen andere Felsen, so daß es allmählich
zertrümmert wurde. Die Offiziere ließen Leuchtsterne aufsteigen, um
für die Mannschaft Rettung zu suchen. Aber es zeigte sich keine Hilfe.
Alle sahen den Tod vor Augen. Da versammelte der Kapitän die
Matrosen um sich und brachte mit ihnen ein Hurra auf den Kaiser
aus. Daun empfahlen sie sich Gott, und bald darauf brach das
Schiff mitten entzwei. Die Wellen stürzten darüber hinweg und ver¬
schlangen Schiff und Mannschaft. Nur zwei Matrosen wurden lebend
ans Land geworfen und gerettet.
Sei dem Kaiser getreu bis in den Tod!