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Des Kaisers Besuch in Königshütte.
Am 12. November 1897 stattete der Kaiser der Stadt Königs¬
hütte einen Besuch ab. Er kam aus dem Riesengebirge. Dort hatte
er die Orte besucht, die im Sommer vorher von einer großen Über¬
schwemmung verwüstet worden waren. Die Stadt Königshütte war
reich geschmückt. Die Häuser trugen Fahnen und Laubgewinde.
Auch Sprüche waren an ihnen angebracht, z. B.
„Glück auf unserm obersten Bergherrn!"
„Des Königs Hütte heißt der Ort,
Der Königstreue fester Hort."
Auf dem Bahnhöfe wurde der Kaiser von mehreren Herren begrüßt;
dann fuhr er nach dem Marktplatz. Hier waren gegen 4000 ehemalige
Soldaten ausgestellt. Sie empfingen ihren obersten Kriegsherrn mit
Hurra. Die Glocken der Kirchen läuteten, und die Musik spielte „Heil
dir im Siegerkranz." Darauf begab sich der Kaiser in das große
Hüttenwerk. Er sah zu, wie das Eisen gegossen und gewalzt wird,
und wie die Räder der Eisenbahnwagen hergestellt werden. Ihm zu
Ehren wurde eine Form mit glühendem Eisen gefüllt, die seinen
Namen und den seiner Gemahlin darstellte. Als Andenken nahm der
Kaiser einen eisernen Briefbeschwerer mit, der in der Hütte hergestellt
worden war. Er schrieb auch seinen Namen in ein Buch ein, das
bort für hohe Gäste ausliegt. Denjenigen Herren, die ihn geführt
hatten, verlieh er Orden; auch ein Hochofenschmelzer erhielt einen
solchen. Beim Abschied sagte der Kaiser, daß er sich über die gute
Haltung und die Pflichttreue der Arbeiter sehr gefreut habe.
..Auch unterm ruflogen Kleid schlägt treu des Volkes Her;."
Der Kaiser reist nach dem Heiligen Lande.
Im Jahre 1898 unternahm der Kaifer mit feiner Gemahlin eine
Reise nach dem Heiligen Lande. Er wollte die Orte besuchen, wo der
Heiland gelebt hat und gestorben ist. Viele geistliche Herren hatte er
zu dieser Fahrt eingeladen. Zuerst fuhr der Kaifer auf feinem Schisse,
das den Namen „Hohenzollern" führt, aus dem Meere bis an die
Küste des Heiligen Landes. Von hier ritt er mit feinen Begleitern
nach Jerusalem; seine Gemahlin aber fuhr in einem Wagen. Je mehr
er sich der Stadt Jerusalem näherte, um so größer wurde die Volks¬
menge, die ihm entgegenkam. Bis nach Jerusalem war die Landstraße
mit Fahnen und Laubgewinden geschmückt. In Jerusalem selbst waren
die Leute sogar aus die Dächer gestiegen, um den Kaiser zu sehen.
Zuerst besuchte er die Kirche des heiligen Grabes. Am Eingänge
derselben wurde er von der Geistlichkeit begrüßt. Dann nahm er an
der Einweihung einer Kirche teil, welche die Erlöferkirche heißt. Am