— 128 —
egyptischen Schiffe die Segel zur Flucht ausspannen sah; ja, er
tötete sich aus Gram, als er die (freilich erdichtete) Nachricht
vom Tode der Kleopatra empfing. Da die egyptische Königin
ihren Zweck, den Octavian durch die Aufopferung des Antonius
Octavian ^ gewinnen, nicht erreichte, entzog sie sich ber drohen-
Alleinherrscher ^ Gefangenschaft ebenfalls durch den Tod. Damit wurde
31. Egypten römische Provinz. Octavian war Alleinherrscher.
3. Zeitraum (31 v. Chr. — 476. n. Ehr.) Nom unter
Kaisern.
Octavian, bald Augustus (der Erlauchte) genannt, führte
mit großer Vorsicht die neue Alleinherrschaft durch; Senat und
Volksversammlung verloren mehr und mehr an Bedeutung;
dagegen trat in den Vordergrund das Söldnerheer, besonders
die Leibwache (die Prätorianer) und deren Anführer. So
friedliebend Augustus auch war, er mußte zum Schutz der
Grenzen doch mehrfache Kriege führen, in denen sich besonders
seine Stiefsöhne von seiner ränkevollen Gemahlin Livia, Drusus
und Tiberius, auszeichneten. Besonders rührig war der taten¬
durstige Drusus, der zur Sicherung der Rheingrenze eine Reihe
von Festungen anlegte, die späterhin meistens zu bedeutenden
Städten emporblühten. Von hier aus wagte er es immer tiefer
in das waldige unwegsame Innere Germaniens einzudringen.
Bis zur Elbe führte ihn feine Kühnheit. Hier trat ihm aber
eine Seherin von übermenschlicher Größe entgegen mit der
Warnung: „Wohin, Unersättlicher? Nicht alles zu schauen ist
dir vergönnt." Da kehrte er um und auf dem Heimwege fand
er den Tod. Sein Bruder Tiberius suchte mehr auf dem Wege
friedlichen Verkehrs und durch Ausbeutung der Zwietracht unter
den germanischen Stämmen Fortschritte zu machen. Daneben
hatte er allerdings auch glänzende kriegerische Erfolge zu ver¬
zeichnen. Schon schien die Unterwerfung Germaniens nur noch
eine Frage der Zeit, da zerriß der Cheruskerfürst Ar min ins
(Hermann) die Pläne des arglistigen Tiberius durch die nn-
Schlacht im geheure Niederlage, die er den Römern im Teutoburger
2SalbeÖtr Walde unter Quintilius Varus beibrachte. Dadurch wurde für
9 n. Chr. die Deutschen die Gefahr, in ähnlicher Weise wie die Celten all-