Full text: [Theil 4, [Schülerband]] (Theil 4, [Schülerband])

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Darauf griff der Knabe hastig in seinen Busen und zog einen 
schönen Schmetterling hervor. Aber siehe, die Flügel desselben 
hatten ihren Glanz verloren, und der bunte Flügelstaub klebte an 
den Fingern des Knaben, und die zarten Flügel waren ganz zer¬ 
zauset. 
Da seufzte der Knabe bitterlich und sprach: „O, wie ist das 
Ding so jämmerlich entstellt worden! Sieht es doch dem Vöglein 
nicht mehr ähnlich, das auf der Lilie saß. Pfui, daß es auch so 
gebrechlich ist!" — — So sprach der Knabe und warf das Vöglein 
zürnend zur Erde. 
Der Vater aber antwortete und sprach: „Wem zürnest du? 
Ist es etwa des Vögleins Schuld, daß es so zart gebildet wurde? 
Du hast es mit rauhen Händen angefaßt, darum verwelkte sein 
Flügelglanz und sein Blumenleben." Kr um mach er. 
31. Die Verwandlung der Insekten. 
Die Klasse der Insekten ist unter den unvollkommenen Thieren 
dasselbe, was die Klaffe der Vögel unter den vollkommenen Thieren 
ist; denn der gröste Theil davon ist leicht geflügelt, wie die 
Vögel. Überhaupt sind die Insekten auch in vielen andern Eigen¬ 
schaften gar merkwürdige Thiere, an denen sich wundervolle Kunst¬ 
triebe, Vorgefühl des Künftigen und vor allen Dingen eine Ver¬ 
wandlung und gänzliche Umgestaltung findet, wodurch ein und das¬ 
selbe Thier zu einem ganz andern wird. Erst ist es z. B. eine 
häßliche Raupe, die ungemein gefräßig und schädlich ist, indein sie 
eine große Menge von Blättern und Knospen frißt, oder auch ein 
häßlicher Wurm, der von Koth lebt. Auf einmal wird die Raupe 
krank, sie krümmt und windet sich und muß als Raupe sterben, nach¬ 
dem sie sich noch öfters vorher ihr Sterbekleid gesponnen oder ihren 
Sarg zurecht gemacht hat. Da liegt sie oder hängt sie denn lange 
als todt, und die Raupe ist dann wirklich nicht mehr vorhanden. 
Auf einmal aber bricht der Frühlingssonnenschein herein; da springt 
der Sarg entzwei, und aus dem Grabe geht nun ein ganz anderes 
Leben hervor, als das vorige war; ein schöner, bunter Schmetterling, 
der all das Schädliche und Häßliche, das die Raupe hatte, abgelegt 
hat, der gar keine Blätter und keinen Koth mehr fressen mag,
	        
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