Full text: Die neuere Zeit (Bd. 3)

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klevischen Erbschaft. Auch erlangte er in Preußen 
von dem polnischen Könige die Belehnung und von den dort 
überaus mächtigen Ständen die Anerkennung. Neben diesen 
bedeutenden Erfolgen seiner ersten Jahre glückte es ihm aber 
nicht, den alten Anspruch seines Hauses auf Pommern im 
westfälischen Frieden durchzusetzen; doch erhielt er für das an Westfälischer 
Schweden abgetretene Vorpommern ansehnliche Entschädi- Friede 1648. 
gnngen. Freilich bekam durch die Besitznahme Halberstadts, 
Mindens und schließlich Magdeburgs der Staat den Charakter 
größter Zerrissenheit; die Besitzungen reichten von Memel bis 
Kleve; aber sie waren ohne Verbindung, ohne Zusammenhang, 
mächtigen Gegnern benachbart. Diese Notlage hat allen 
folgenden Herrschern ein und dieselbe Politik vorgeschrieben: die 
Lücken auszufüllen. Zunächst bildeten diese äußerlich wie 
innerlich getrennten Besitzungen gar keinen eigentlichen 
Staat;*) dieser mußte erst geschaffen werden, und an diese ge¬ 
waltige Ausgabe wagte sich der junge Fürst, als endlich der in 
dem fürchterlich verwüsteten Brandenburg besonders ersehnte 
Frieden eintrat. 
§. 113. Beinahe hoffnungslos war die Lage im I. 1648. Lage des 
Die Einnahmen des Landesherren waren fast auf nichts zu- Landes 1648. 
fammengeschrumpft oder auf lange Zeit hinaus verpfändet; das 
Land war fo erschöpft, daß es kaum für die nötigsten Be¬ 
dürfnisse Steuern zu zahlen vermochte. Dazu waren die Stände 
(besonders in der vom Kriege am wenigsten berührten Land¬ 
schaft Preußen) widerspenstig gegen die Anordnungen des 
Kurfürsten und suchten ihren Rückhalt an dem Oberlehns¬ 
herrn (in Deutschland am Kaiser, in Preußen am König von 
Polen. Sie fühlten sich eben noch nicht als Glieder eines 
Ganzen. Auch die auswärtigen Verhältnisse boten viele Schwierig¬ 
keiten, besonders die Feindseligkeiten zwischen S ch w e d e n (nach 
der Abdankung Christinens Karl X. Gustav) und Polen 
(Johann Kasimir), da der Kurfürst notwendig in dem sich 
entspinnenden Kriege (1655—60) Partei ergreifen mußte. Schwedisch- 
Fast gezwungen schloß er sich zuerst den Schweden an, ohne polnisch. Krieg 
zunächst das Zugeständnis völliger Unabhängigkeit für sein 1Boo—60- 
Herzogtum Preußen erlangen zu können; erst nachdem er 
*) «Ein Staat ist das nicht, was in Eines Händen ruht."
	        
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