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mit seinen Truppen wesentlich zum Siege der schwedischen
Waffen in der 3tägigen Schlacht von Warschau*) beige¬
tragen hatte, verstand sich Karl Gustav im Vertrage von
Labian (1656) dazu, die Souveränität Preußens anzuer¬
kennen. Aber bald löste sich das erzwungene Bündnis, das die
Furcht vor Schaden geknüpft und die Hoffnung auf Gewinn
zusammen gehalten hatte, als die Polen im Vertrage zu
Weh lau (1557) sich zu demselben Zugeständnis herbeiließen.
Und als endlich zwischen den kriegführenden Mächten der
Friede von Friede zu Kloster Oliva (1660 bei Danzig) zu stände
Oliva 1660. kam, trug Friedrich Wilhelm als Preis seiner vorsichtigen und
Souveränität zugleich kühnen Staatskunst die Anerkennung seiner vollen Un-
in Preußen, abhängigkeit seitens Polens, Schwedens und des deutschen Kaisers
davon. Nun erst konnte er seinen eigenen Gesichtspunkten
folgen.
§. 114. Längst hatte er im Innern den als notwendig
Kämpfe gegen erkannten Kampf gegen die Stände, welche sich nicht bloß das
die Stände. Recht, Steuern zu bewilligen, sondern eine förmliche Mit¬
regierung angemaßt hatten, begonnen. Besonders nachteilig
war es, daß die klevischen Stände sich in ihrem Widerstande
gegen den Landesherrn auf Holland, die preußischen auf Polen
stützten. So lange aber diese ständischen Vorrechte bestanden,
war an die Herstellung eines geordneten Staatswesens, wie es
dem Geiste Friedrich Wilhelms vorschwebte, nicht zu denken;
besonders die Erhaltung eines starken Heeres, welches sich in
dem polnisch-schwedischen Kriege als Vorbedingung der staat¬
lichen Selbständigkeit gezeigt hatte, wurde unmöglich ohne feste
Einnahmen, und diese wurden entweder dem Landesherrn von
den Ständen verweigert oder dieselben beanspruchten wenigstens
die Befugnis, bei Anwerbung und Beeidigung der Truppen
mitthätig zu sein. Das konnte und wollte Friedrich Wilhelm
nicht zugestehen; er setzte nach längerem Widerstände des Adels
in Kleve**) und der Mark endlich eine Beschränkung der Vorrechte
*) 28.—30. Juli 1656. Es ist die erste große Waffenthat der Branden-
burgisch-preußischen Armee. Darum ermahnte auch Friedrich der Große
feine Offiziere vor Beginn des 1. schles. Krieges: „Seien Sie allezeit ein¬
gedenk des Ruhmes, den Ihre Vorfahren indenEbenenvonWarschan,
bei Fehrbellin und auf dem Zuge nach Preußen gewonnen haben."
**) Hier rief der Adel den Kaiser als Oberlehnsherrn gegen die an-