§ 3. Wilhelm I.
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Soldatenmut des Prinzen Wilhelm.
Am 2 7. Februar 1814 lieferten die Russen und Preußen den Franzosen bei
Bar sur Aube (sprich: Bar ßür Ohb), einem rechten Nebenflüsse der Seine
(sprich: ßähn), eine Schlacht. Am Morgen ließ der König Friedrich Wilhelm III-
seine beiden Söhne Friedrich Wilhelm und Wilhelm rufen und sagte zu ihnen:
„Wir werden heute eine Schlacht haben. Reitet voraus, setzet euch aber nicht unnütz
der Gefahr aus; ich komme ench nach." Die beiden Prinzen stiegen sogleich zu Pferde
und erreichten bald das Schlachtfeld. Bald folgte ihnen der König. Tie Franzosen
standen auf den Anhöhen bei Bar sur Aube. Der König und seine beiden Söhne
gingen mit der russischen Reiterei gegen die Franzosen vor, mußten sich aber zurück-
ziehen. Darauf griffen die Fußsoldaten den Feind an. Ein russisches Regiment
zeichnete sich dabei dnrch Tapferkeit aus, hatte aber viele Tote und Verwundete.
Dies bemerkte der König und rief dem Prinzen Wilhelm zu: „Reite doch einmal
zurück und erkundige dich, was für ein Regiment dort im Feuer ist." Der Prinz
besann sich keinen Augenblick, gab dem Pferde die Sporen und ritt zurück. Ohne
Furcht, als ob ihn keine Kugel treffen könnte, fragte er nach den: Namen des Re-
giments, zählte die Verwundeten und meldete dann seinem Vater, was er gehört
und gesehen hatte. Der König sagte kein Wort, aber die Generale blickten voll Stolz
auf den mutigen Prinzen und drückten ihm die Hand. Für diese Unerschrockenheit
erhielt Prinz Wilhelm von dem russischen Kaiser den hl. Georgsorden und von
seinem Vater das Eiserne Kreuz.
6. Familienleben. Im Jahre 1829 vermählte sich Prinz Wilhelm mit
der Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar. Gott schenkte der Prinzessin
einen Sohn und eine Tochter. Ter Sohn Friedrich Wilhelm wurde 1888
unser Kaiser Friedrich III., die Tochter Luise vermählte sich später mit
dem Großherzog von Baden.
Wilhelm I. als König.
Ter regierende König Friedrich Wilhelm IV. hatte keine Kinder. Nach
feinem Tode bestieg fein Bruder Wilhelm als König Wilhelm I. den Thron
Preußens. Seine erste Sorge war, das preußische Heer zu vermehren.
Daher befahl er, daß alle dienstfähigen Jünglinge mit den Waffen aus-
gebildet werden sollten.
A. Der Dänische "Krieg, J86^.
König Wilhelm war ein sehr tüchtiger Soldat, aber kein Freund des
Krieges. Toch wurde er schon drei Jahre nach seinem Regierungsantritt ge-
zwungen, einen Krieg gegen Dänemark zu führen.
Tie jetzige Provinz Schleswig-Holstein hatte nämlich früher ihre eigenen
Gesetze, stand aber unter der Herrschast Dänemarks. Tie Tänen unterdrückten
aber die Bewohner von Schleswig-Holstein, und der Dänenkönig wollte sogar
das fast ganz deutsche Schleswig zu einer dänischen Provinz machen. Das