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Die Neuzeit.
der Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg auf den Gedanken,
auch die Königswürde zu erwerben. Er stellte beim Kaiser Leopold
den Antrag, ihm den Titel „König in Preußen" zuzuerkennen,
und versprach dafür, dem Hause Österreich bei der Kaiserwahl
immer seine Stimme zu geben und während des bevorstehenden
spanischen Erbfolgekrieges 10000 Mann Hilfstruppen auf eigene
Kosten zu unterhalten. Gegen so treffliche Bedingungen begrüßte
ihn Leopold gern als König in Preußen').
Friedrich I., so hieß der neue König, hielt einen glänzen¬
den Einzug in Königsberg und setzte sich und seiner Gemahlin
am 18. Januar 1701 im Saale des dortigen Schlosses vor den
Großen des Reiches und den fremden Gesandten die Krone auf.
Schon unter seiner kurfürstlichen Regierung wurde die Universität
Halle gestiftet (1694), die Akademie der Künste (1699) und
die Akademie der Wissenschaften (1700).
IriedricH Wilhelm I. von Preußen. (1713—1740.)
Dieser kräftige zweite König Preußens übte die Sparsamkeit,
um die Schulden abzutragen, welche die Prachtliebe seines Vaters
herbeigeführt hatte. Die liebste Erholung Friedrich Wilhelms war
abends sein Tabakskollegium, zu dem nur seine nächsten Freunde
Zutritt hatten; hier wurde geraucht, daß die Lichter fast erloschen,
und auf Kosten einiger armen Wichte allerlei unfeiner Scherz
getrieben. Bekannt ist auch die Liebhaberei des Königs für große
Soldaten; seine Garde in Potsdam bestand aus Riefen, die seine
Werber aus allen Ländern zusammenbrachten. Seine gesamte
Kriegsmacht brachte er auf 80000 Mann. Er legte großes Gewicht
auf gute Bekleidung und Verpflegung, wie auch auf strenge Zucht
seiner Soldaten; die preußische Strammheit ist seit dieser Zeit
berühmt geworden. Der Fürst Leopold von Anhalt-Dessau, der
alte Dessauer, stand dem Könige bei der Ausbildung der Armee
als vertrauter Freund zur Seite. Auch ein tüchtiger Beamtenstand,
x) Er nannte sich König in Preußen, weil er nur Ostpreußen besaß,
während Westpreußen noch zu Polen gehörte. Erst Friedrich der Große
nannte sich seit 1772 nach der Erwerbung Westpreußens König von Preußen.