Full text: Kurfürst Friedrich I. (Bd. 1)

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und Steuern so lange überließ, bis die geliehene Summe 
zurückbezahlt war. Sigismund ging darauf ein, und damit 
kam eine Zeit neuer Leiden über das unglückliche Land. 
10. Zustand der Gesetzlosigkeit unter 
Markgraf Jobst. 
Jobst hatte kein jperz für das Land, sein ganzes Bestreben 
ging da hin, zu seinem Gelde zu kommen. Er erschien selten 
und ging wieder, wenn er seine Taschen gefüllt hatte. Für 
das übrige mochten seine Stadthalter sorgen. 
Nun gab es in der Mark Brandenburg einen mächtigen 
Adel, welcher hinter seinen festen Schloßmauern, an der 
Spitze eines großen bewaffneten Gefolges längst verlernt 
hatte, dem Landesherrn zu gehorchen. Von Jugend auf 
war der junge Edelmann in den Waffen geübt; er lernte 
das Schlachtroß tummeln, mit Lanze und Schwert streiten. 
Er hüllte den Leib in den Eisenpanzer, bedeckte das Haupt 
mit dem Stahlhelme, wehrte Schwerthieb und Lanzenstoß 
mit dem Schilde ab. In Kriegsspielen, Turniere genannt, 
zeigte er gern seine Stärke und Gewandtheit. Da wurde 
aus einem Felde ein Viereck mit Schranken umgeben, auf 
erhöhten Sitzen sahen Herren und Damen dem Kampfspiele 
zu. Eine vornehme Dame hatte gewöhnlich dem Sieger den 
Kampfpreis zu erteilen. Die Kämpfenden teilten sich in zwei 
Parteien. Sobald der Herolv das Zeichen gegeben hatte, 
ritten beide von entgegengesetzten Seiten in die Schranken 
ein, machten sich kampffertig, indem sie die Lanzen einlegten. 
Auf ein weiteres Zeichen jagten sie auf einander los mit der 
ganzen Kraft der Rosse; die Lanzen, deren Spitzen bei einem 
solchen Spiele in Kugeln steckten, stießen auf Schild oder 
Panzer des Gegners. Da stürzte mancher durch die Wucht 
des Stoßes in den Sand. Er hatte von Glück zu sagen, 
wenn er in der schweren Rüstung nicht den Hals brach. Die 
aber noch sattelfest waren, ritten zurück auf ihren Standpunkt, 
ordneten sich auf's Neue und jagten wieder auf einander los. 
Und das ging so weiter, bis einer als Sieger ausgerufen 
war. Er beugte vor der Dame das Knie und erhielt den 
Siegespreis, eine goldene Kette oder ähnliches aus ihrer 
Hand. An solchen Festen wurden auch die jungen Edelleute, 
Jungherrn oder Junker genannt, zu Rittern geschlagen, wenn 
sie sich dieser Ehre würdig erwiesen hatten. Ein Fürst oder 
ein vornehmer Ritter überreichte ihnen die goldenen Sporen,
	        
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