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und Steuern so lange überließ, bis die geliehene Summe
zurückbezahlt war. Sigismund ging darauf ein, und damit
kam eine Zeit neuer Leiden über das unglückliche Land.
10. Zustand der Gesetzlosigkeit unter
Markgraf Jobst.
Jobst hatte kein jperz für das Land, sein ganzes Bestreben
ging da hin, zu seinem Gelde zu kommen. Er erschien selten
und ging wieder, wenn er seine Taschen gefüllt hatte. Für
das übrige mochten seine Stadthalter sorgen.
Nun gab es in der Mark Brandenburg einen mächtigen
Adel, welcher hinter seinen festen Schloßmauern, an der
Spitze eines großen bewaffneten Gefolges längst verlernt
hatte, dem Landesherrn zu gehorchen. Von Jugend auf
war der junge Edelmann in den Waffen geübt; er lernte
das Schlachtroß tummeln, mit Lanze und Schwert streiten.
Er hüllte den Leib in den Eisenpanzer, bedeckte das Haupt
mit dem Stahlhelme, wehrte Schwerthieb und Lanzenstoß
mit dem Schilde ab. In Kriegsspielen, Turniere genannt,
zeigte er gern seine Stärke und Gewandtheit. Da wurde
aus einem Felde ein Viereck mit Schranken umgeben, auf
erhöhten Sitzen sahen Herren und Damen dem Kampfspiele
zu. Eine vornehme Dame hatte gewöhnlich dem Sieger den
Kampfpreis zu erteilen. Die Kämpfenden teilten sich in zwei
Parteien. Sobald der Herolv das Zeichen gegeben hatte,
ritten beide von entgegengesetzten Seiten in die Schranken
ein, machten sich kampffertig, indem sie die Lanzen einlegten.
Auf ein weiteres Zeichen jagten sie auf einander los mit der
ganzen Kraft der Rosse; die Lanzen, deren Spitzen bei einem
solchen Spiele in Kugeln steckten, stießen auf Schild oder
Panzer des Gegners. Da stürzte mancher durch die Wucht
des Stoßes in den Sand. Er hatte von Glück zu sagen,
wenn er in der schweren Rüstung nicht den Hals brach. Die
aber noch sattelfest waren, ritten zurück auf ihren Standpunkt,
ordneten sich auf's Neue und jagten wieder auf einander los.
Und das ging so weiter, bis einer als Sieger ausgerufen
war. Er beugte vor der Dame das Knie und erhielt den
Siegespreis, eine goldene Kette oder ähnliches aus ihrer
Hand. An solchen Festen wurden auch die jungen Edelleute,
Jungherrn oder Junker genannt, zu Rittern geschlagen, wenn
sie sich dieser Ehre würdig erwiesen hatten. Ein Fürst oder
ein vornehmer Ritter überreichte ihnen die goldenen Sporen,