Full text: Sammlung vaterländischer Dichtungen

Vaterländische Dichtungen. 
253 
Die Feinde selbst, die deine Kraft empfunden, 
Sie haben dir, o Friedrich, nicht gegrollt; 
Dein Zauberspeer, er schlug und heilte Wunden, 
Er schlug sie nicht um eitlen Ruhmes Sold. 
Du halfst dem Vater Deutschlands Ohnmacht lösen 
Und wolltest nun vom Streit die Welt befrein: 
Leb ewig wohl! Es wär' so schön gewesen; 
Leb ewig wohl! Es hat nicht sollen sein. 
Da sank in Siechtum unser Fürst und Retter; 
So laut beklagt trug's klagelos der Held; 
Was nicht vermocht der Sturm im Schlachtenwetter. 
Ein Wurm hat Deutschlands Eiche nun gefällt! 
Gott ließ dich nicht für Volk und Welt genesen, 
Gott forderte dich für den Himmel ein! 
Leb ewig wohl! Es wär' so schön gewesen: 
Leb ewig wohl! Es hat nicht sollen sein. 
Karl Menge. 
198. „Lerne leiden ohne Klagen!" 
(Ein Kaiserlos — ein Kaiserwort.) 
Weil der Schöpfer aller Sonnen, 
Weil der Seligkeiten Bronnen 
Klagelos das Kreuz getragen — 
Seiht des Kreuzes Segensbürde 
Auch dem Bettler Königswürde, 
Trägt er's willig ohne Zagen. — 
„Lerne leiden ohne Klagen!" 
Kannst du Opfergaben zeigen, 
Die als wertvoll, als dein eigen 
Gott zu weihn du wolltest wagen? 
Ach! du suchst — und suchst vergebens, 
Widmest du dem Herrn des Lebens 
Nicht Geduld in Leidenstagen. 
„Lerne leiden ohne Klagen!"
	        
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